Nicht nur öko, sondern auch schick: glänzende warme Jacken von Ecoalf aus Recyclingmaterial.

Foto: Ecoalf

Jacke mit passendem Rucksack von Ecoalf.

Foto: Ecoalf

Gut festgeschnallt ist man mit dieser Tasche aus upgecycelten Autogurten des Labels 959.

Foto: 959

Ein weißes Modell aus Pflanzenfasern mit Umhänger und Boden aus alten Autogurten.

Foto: 959

Bank aus alten Rolltreppenelementen von Garbarage.

Foto: Garbarage

Teile des diesjährigen Garbarage-Lifeball-Kostüms für den Bezirksvorsteher von Mariahilf, Markus Rumelhart, und seinen Mann Manuel Bräuhofer – der Kopfschmuck besteht aus einer Überproduktion von Plastikbesteck.

Foto: Garbarage

Er trocknet schnell, reduziert Körpergeruch, schützt vor UV-Strahlen und lässt sich vorab als duftender Wachmacher in einer Tasse genießen: Kaffeesatz ist der Stoff, aus dem neuerdings auch Jacken sind. Das spanische Modelabel Ecoalf macht sich den täglichen Kaffeeverbrauch von Restaurants und Lokalen zunutze und kreiert daraus ein Gemisch, das gemeinsam mit weiterem recycelten Material zu Garn verarbeiten wird.

Up- und Recyclinglabels gibt es zwar schon eine ganze Weile, gerade erleben sie aber international einen neuen Boom. Die gute Sache hat auch prominente Botschafter: Stilikone Pharrell Williams setzt sich seit Jahren aktiv für Umweltschutz ein, und hat in Zusammenarbeit mit der niederländischen Marke G-Star-Raw und dem Recycling-Materialentwickler Bionic Yarn 2014 seine eigene Jeans-Kollektion auf den Markt gebracht. Für die Denim-Kollektion wird Plastikmüll aus den Ozeanen recycelt und zu bionischem Garn verarbeitet, aus dem Jeans und anderen Kleidungsstücken gewoben werden. Das Markenzeichen der Linie ist ein applizierter Tintenfisch.

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Mode- und Umweltbewusstsein vereint: Pharrell Williams will auch sein Wachsdouble bei Madame Tussauds in New York gut behüten.
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Der Songwriter mit dem Faible für exzentrische Kopfbedeckungen (bei den Grammy Awards 2014 sorgte er mit einem fulminanten Vivienne-Westwood-Hut für Furore) ist nicht nur das prominente Gesicht für die "Raw for the Oceans"-Linie, sondern wendet sich auch per Videobotschaft an weltweit führende Politiker und Geschäftsleute.

Auf bereiften Sohlen

Ebenfalls im Meer fischt Ecoalf, das Label mit dem Kaffeesatz, um an zu wiederverwertbares Material zu kommen. Bisher hat das Unternehmen 40 Tonnen ausrangierte Fischernetze zu Mode gemacht. Eines der neuen Projekte: Plastikmüll mithilfe von lokalen Fischern aus dem Meer zu holen: "Seit Generationen werfen sie Unmengen an Müll aus ihren Netzen wieder zurück ins Meer, jetzt haben sie Spezialcontainer zum Sammeln", so Ecoalf-Gründer Javier Goyeneche. Die Kollektion aus dem Meeresmüll wird in der Frühling-Sommer-Kollektion 2017 präsentiert werden.

Auch 40 Millionen alte Plastikflaschen, jede Menge getragene Kleidung und abgenutzte Autoreifen wurden seit der ersten Kollektion, die 2012 herauskam, zu Outdoorkleidung, Sneakern und Accessoires weiterverarbeitet. 344 Gramm pulverisierte Autoreifen ergeben etwa ein Paar neue Flip-Flops, 235 Gramm Fischernetz einen Meter Stoff für Taschen. Auch das spanische Label hat prominente Unterstützer: Gwyneth Paltrow war eine der ersten Fans, und US-Rapper Will.i.am hat die erste Outdoor-Accessoire-Linie für das Label entwickelt.

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Nicht nur die Ozeane, auch die Straßen geben Recyclingstoff in Massen her: Das italienische Designlabel 959 etwa widmet sich der Wiederverwendung alter Autogurte. Benannt ist das 2009 von Paolo Ferrari gegründete Mailänder Unternehmen nach dem Jahr 1959, in dem die Automarke Volvo Autogurte als Standardausstattung einführte. Die schicken Taschen (pro Modell werden acht bis zehn Meter Gurt verarbeitet) tendieren zwar aufgrund ihrer Vorgeschichte dazu, schwarz zu sein, aber es gibt auch Kollektionen mit weißen und bunten Modellen aus Pflanzenfasern oder recycelten Plastikflaschen. Das Label war im Sommer auf der Ethical Fashion Show in Berlin mit dabei und versucht sich nun europaweit zu etablieren.

Der Designer bekrittelt, dass vielen Upcycling-Produkten der Mief des offensichtlich Selbstgemachten anhaftet: "Mir ist hohe Qualität und gute Verarbeitung wichtig, ich sehe meine Produkte vorrangig als Mode- oder Designprodukte, mit dem guten Nebeneffekt, dass gebrauchtes Material wiederverwertet wird." Ferrari zahlt für die gebrauchten Autogurte sogar mehr, als wenn er sie neu einkaufen würde: "Ich muss die Autoverschrotter für die Arbeit bezahlen, die sie mit dem Herausnehmen der Gurte haben und das Material muss vor der Verarbeitung gewaschen werden." Aber es geht ihm eben um die gute Sache.

Innovatives heimisches Upcycling

Das heimische Upcycling-Urgestein ist die Wiener Designmanufaktur Garbarage. Seit 13 Jahren verwandelt das sozialintegrative Label in Kooperation mit Designern Altmaterialien von Industrie- und Gewerbebetrieben zu schönen Dingen: Neben Klassikern wie den Gaba-Bags aus ausgedienten Werbe- oder Lkw-Planen gibt es auch Taschen aus alten Aktenordnern sowie ausgefallenen Schmuck oder Stücke aus technischen Restteilen wie Schalldämpfern. Auch Kleinmöbel aus Innenaufbauten von Lkws, ausgedienten Mülltonnen oder Lampen aus Fahrradschläuchen sind im Sortiment.

Nicht enden wollende "Rohstoff"-Quelle

Das Gute an all den re- und upgecycelten Dingen ist zugleich auch das Schlechte: die "Rohstoffe" dafür werden nicht so schnell ausgehen. Ecoalf hat ein paar Fakten dazu zusammengetragen: 200.000 Plastikflaschen werden jedes Jahr nicht recycelt, alleine in den USA lagern mehr als drei Milliarden Altreifen auf unkontrollierten Deponien, und 650.000 Tonnen Fischernetze liegen weltweit am Meeresgrund. Mehr als genug Stoff für Taschen, Jacken und Flip-Flops. (Marietta Adenberger, 1.12.2015)