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Bislang wurden 30 Tonnen Äpfel an Flüchtlinge in Spielfeld verteilt.

Foto: APA / Ralf Hirschberger

Medienberichte über die Versorgung von Flüchtlingen mit Obst sorgen derzeit für Aufregung. Angeblich hatte die Lebensmittelbehörde die Verteilung von Äpfeln an Flüchtlinge an der österreichisch-slowenischen Grenze verboten. Die "Kleine Zeitung" berichtet von einer "Behörden-Posse der besonderen Art". In der "Krone" fragt man sich, ob "steirische Äpfel nicht gut genug für Flüchtlinge" seien. Die Berichte ließen in den sozialen Medien die Wogen hochgehen.

Ungewaschene Äpfel

Flüchtlingskoordinator Christian Konrad hatte laut "Kleiner Zeitung" bei einer Veranstaltung des Wiener Management Clubs bekanntgegeben, dass die Äpfel aufgrund der Chemikalien, mit denen sie gespritzt werden, nicht mehr verteilt werden dürfen. In der Zeitung fragte man sich, ob die Behörden nicht die Möglichkeit sehen, die Äpfel zu waschen. In Facebook-Kommentaren unter den Artikeln empören sich Nutzer über die angebliche Undankbarkeit der Flüchtlinge. Viele sind der Meinung, dass die Flüchtlinge selbst das Obst aus der Steiermark ablehnen würden.

Eine Nachfrage bei August Bäck vom Roten Kreuz Steiermark bringt Licht in die Sache. Wie bei jeder Essensverteilung sei auch die Ausgabe des Roten Kreuzes in Spielfeld von der Lebensmittelpolizei überprüft worden. Dabei wurde festgestellt, dass die Äpfel ungewaschen an die Flüchtlinge verteilt werden, sagte Bäck zum STANDARD. Das sei bei den Mengen und aufgrund der Örtlichkeit anders gar nicht möglich. Aufgrund der Spritzmittel empfahl die Lebensmittelbehörde, vorerst keine Äpfel mehr auszugeben. Der Apfel-Großlieferant in der Steiermark legte daraufhin bei der Behörde eine Expertise vor, der zufolge der Verzehr des ungewaschenen Obstes unbedenklich sei. Die Lebensmittelbehörde revidierte ihre Empfehlung und inzwischen werden laut Bäck wieder Äpfel in Spielfeld ausgegeben.

Kein Verbot

Verärgert über die Berichte zeigte sich Landesrat Christopher Drexler, der für die Lebensmittelaufsicht des Landes Steiermark zuständig ist. "Die Aussagen des Herrn Konrad sind völlig aus der Luft gegriffen, zu keiner Zeit wurde die Verteilung von Äpfeln an Flüchtlinge seitens der Behörde untersagt", heißt es in einer Aussendung. Auch Bäck spricht nur von einer behördlichen Empfehlung.

Bananen besser verträglich

Dass auch viele Bananen ausgegeben werden, liegt laut Bäck daran, dass diese meist besser verträglich seien als Äpfel. Viele Flüchtlinge hätten Probleme mit der Säure, da Äpfel in ihren Ländern exotisch seien und nicht weit verbreitet. Bananen seien hingegen viel bekömmlicher und lieferten auch Magnesium, an dem es vielen geflüchteten Personen mangle.

Ein Mitarbeiter der Organisation schrieb dazu auf Twitter, dass er bereits viele Flüchtlinge behandelt habe, die nach dem Verzehr von Äpfeln Durchfall bekommen hatten.

Bislang wurden laut Bäck übrigens 30 Tonnen Äpfel an die Flüchtlinge ausgegeben. Dass die Menschen das Obst nicht annehmen, davon könne also keine Rede sein. (Birgit Riegler, 12.11.2015)