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Achselhaare bei Frauen versetzen manche noch immer in helle Aufregung. Offenbar nicht Schauspielerin Jemima Kirke ("Girls"), für die auch sie zu einem glamourösen Auftritt gehören.

Foto: Evan Agostini/AP

Ab auf die "Frauen"-Seite: Die Journalistin Andrea Rödig hat für die Jubiläumsausgabe der deutschen Wochenzeitung "Freitag" einen Beitrag über den richtigen oder falschen Platz in einer Zeitung für genderspezifische Themen geschrieben. "Gehört die Besprechung eines Films über Coming-out nun auf die Genderseite oder unter die Rubrik 'Film'? Steht das Porträt einer Künstlerin, die Missbrauch thematisiert, unter 'Kultur' oder unter 'Frauen'?" Und: "Fürs Zeitungmachen ist Gender als Thema eigentlich zu weit und als Perspektive zu eng. Bleibt nur: Vermischtes." Optimal wäre es, so Rödig, wenn Gender immer in allen Bereichen mitlaufen würde; das passiere aber nicht, was für eigene Frauen- oder Genderseiten spreche. Denn der Traum der klassischen Frauenbewegung, sich selbst überflüssig zu machen, habe sich bist jetzt nicht erfüllt. Noch dazu, schreibt Rödig, sei alles um einiges komplizierte geworden, die Kategorie Geschlecht vielen Feministinnen als einziges Analysewerkzeug zu wenig, sozialer Hintergrund und Rassismus möchten berücksichtigt werden, ebenso Geschlechteridentitäten jenseits von "Frau" und "Mann". Sehr lesenswerte Überlegungen zu feministischen Entwicklungen und wie diese publizistisch begleitet werden können.

Feminismus goes "Glamour": Die "Spiegel"-Kolumnistin Margarete Stokowski stieß kürzlich auf eine ungewöhnlich Kombination. Eines der klassischen Mode-schminken-abnehmen-wie-mach-ich-ihm-im-Bett-eine-Freude-Magazine beschäftigt sich mit der Geschlechterordnung. Ihr erster positiver Eindruck dieser Ausgabe von "Glamour" – "Jo, läuft" – wurde aber bald getrübt. Stokowski stieß beim ultimativen Test, "Wie feministisch sind Sie wirklich?", auf den weitverbreiteten Abgrenzungsfetisch. Darin fiel einem nicht mehr viel anderes als Achselhaar-Stehsätze und der ewige Mythos von den BH-Verbrennungen ein – Vorstellungen, mit denen eine "sexy Feministin", wie die "Cosmopolitan" über weibliche Comedians schreibt, freilich nichts zu tun haben will. Stokowski findet, dass dieser Abgrenzungsfetisch nicht nur in solchen Magazinen vorkommt, sondern von vielen generellen Missverständnissen zeugt, die sie hier ausführt.

Vor und nach der Trennung: Der Autor Jochen König ("Mama, Papa, Kind? Von Singles, Co-Eltern und anderen Familien") nahm sich diese Woche der Kämpfe von sogenannten Väterrechtlern an. Etwa des Kampfes um die Kinderbetreuung, der meist erst nach einer Trennung richtig losgehe. Denn davor hätten sich viele Männer bereitwillig in einer traditionellen Konstellation eingerichtet, seien Vollzeit arbeiten gegangen und hätten den Hauptanteil der Kinderbetreuung ihrer Partnerin überlassen, schreibt König. "Entscheidungen, die Väter jahrelang mitgetragen haben, haben von einem Tag auf den anderen keinen Wert mehr. Ein Kind braucht – natürlich erst nach der Trennung – Mutter UND Vater." König stellt dazu eine interessant These auf: Wenn ein Vater vor einer Trennung einen relevanten Anteil an Kinderbetreuungsarbeit übernommen hätte, wäre dieser nach einer Trennung nicht mehr so leicht aus dem Leben der Kinder wegzudenken. Jedes zweite Wochenende wäre so gar keine Möglichkeit, weil womöglich nur der Vater Besuche bei der Kinderärztin übernommen hatte oder weil die Mutter einen Job in einem solchen Ausmaß hat, dass sie schlichtweg nicht die ganze Woche allein für ihre Kinder sorgen kann. (red, 13.11.2015)