Bild nicht mehr verfügbar.

Die Kosten für die Förderung der Stromproduktion aus Wind und Sonne steigen im kommenden Jahr auf voraussichtlich knapp 1,3 Milliarden Euro.

dpa/marius becker

Wien – Strom ist an der Börse billig wie nie, die Konsumenten merken davon aber kaum etwas – im Gegenteil. 2016 wird die Stromrechnung für einen Durchschnittshaushalt voraussehbar länger.

Grund ist die Finanzierung des geförderten Ökostroms, die erneut steigt. Die Einspeisetarife, die an Betreiber von neu ans Netz gehenden Anlagen gezahlt werden, sinken im kommenden Jahr zwar um ein Prozent. Insgesamt aber steigen die Kosten um 17 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.

Ein Durchschnittshaushalt, der im Jahr rund 3500 Kilowattstunden verbraucht, wird statt heuer 103 Euro nächstes Jahr fast 120 Euro für die Ökostromförderung zahlen müssen – so viel wie noch nie. Der Direktor der Arbeiterkammer (AK), Werner Muhm, kritisiert nicht nur die kurze Zeit, die für die Begutachtung bleibt, zumal der Energiebeirat über den Verordnungsentwurf schon am 23. November befinden soll.

Er kritisiert auch die Kostenspirale bei grünem Strom. Muhm: "Nach mehr als 13 Jahren Ökostromförderungen muss jetzt Schluss sein mit massiv steigenden Förderungen." Gegen die verkürzte Begutachtungsfrist behält sich die AK darüber hinaus rechtliche Schritte vor.

Sinkender Börsenpreis

Die steigenden Ökostromkosten erklären sich einerseits aus der steigenden Anzahl von Grünstromanlagen, die in das Netz einspeisen. Weil für die Differenz zwischen Marktpreis und Einspeisetarifen alle Stromverbraucher aufkommen müssen, wird es für diese immer teurer, je tiefer der Marktpreis fällt. Erst unlängst hat der Strompreis die Marke von 30 Euro je Megawattstunde (MWh) nach unten durchbrochen. 2011 kostete Strom noch mehr als 60 Euro je MWh. Und der fällt weiter, nicht zuletzt, weil immer mehr Wind- und Solarkraftwerke ans Netz gehen.

2012 zahlten Stromkunden 40 Euro als Ökostromumlage, 2013 dann 65 Euro, 2014 gut 80 Euro und heuer etwas mehr als 100 Euro. Der Peak, davon ging man zumindest bis vor kurzem aus, dürfte im Jahr 2018 erreicht sein, wenn ein erster Schwung von Windkraftanlagen aus dem 13-jährigen Förderregime fällt.

Abhängig von politischen Entscheidungen, wie man mit verlustträchtigen Biogasanlagen in Österreich umzugehen gedenkt, könnte es freilich über 2018 hinaus teurer werden, sagten Insider dem STANDARD.

Mehr als 100 Biogasanlagen stehen seit langem mit dem Rücken zur Wand und können nur mit Rohstoffprämie und anderen Zuwendungen überleben. Die AK lehnt sowohl Schließungsprämien als auch hohe Nachfolgetarife ab. (Günther Strobl, 13.11.2015)