Wien/Paris – Nach dem Massaker bei ihrem Auftritt in der Pariser Konzerthalle Bataclan am Freitag Abend hat die kalifornische Rockband Eagles of Death Metal ihre Europa-Tournee endgültig abgebrochen. Alle Auftritte der Tournee, die sie am 30. November auch in die ausverkaufte Wiener Arena geführt hätte, wurden nach einer Mitteilung vom Wochenende abgesagt.

Ein britisches Crew-Mitglied der Band wurde bei dem Angriff getötet, wie ein Vertrauter der Band mitteilte. Die Eagles of Death Metal würden vermutlich am Montag in die USA zurückkehren, sagte ein Mitarbeiter des Konzertveranstalters Nous Productions. Bei ihrem Auftritt im Bataclan waren die Musiker bei ihrem sechsten Song angekommen, als die ersten Schüsse fielen, wie Michael Dorio, der Bruder des Schlagzeugers Julian Dorio, sagte. Die Schüsse aus den Schnellfeuergewehren seien "so laut gewesen, dass sie die Band übertönten". Die Attentäter hätten "auf alles und jeden geschossen".

Die Band Deftones, die während des Auftritts der Eagles of Death Metal ebenfalls im Bataclan war, ließ mitteilen, dass sie ihre Tournee abbreche. Alle Band- und Crew-Mitglieder seien unversehrt, hieß es auf Facebook. Auch der US-Sänger Prince hat seine erst kürzlich angekündigte Europa-Tournee vorerst abgesagt. "Aufgrund der tragischen Ereignisse in Paris hat sich der Tourveranstalter entschlossen, die Europa-Tournee bis auf Weiteres zu verschieben", heißt es auf der Homepage des Wiener Konzerthauses. Dort hätte Prince am 24. November einen Auftritt absolviert.

Auch das britische Pop-Trio Years & Years ("King") strich kurzfristig einen für Montag geplanten Auftritt in Paris. "Unsere Liebe und Gedanken sind bei den Familien und Menschen, die betroffen sind. Wir hoffen, unsere Fans und jeder in Frankreich ist sicher und bleibt stark", teilten die Musiker auf Facebook mit.

Madonna hielt Rede bei Konzert

Popstar Madonna hingegen, entschied sich am Wochenende, einen Auftritt nicht abzusagen. Sie ruft dazu auf, sich nicht von Terroranschlägen und Drohungen zum Schweigen bringen zu lassen. Ihr Auftritt in Stockholm sei schwierig gewesen, "aber in der Arena war so viel Liebe, dass ich das Gefühl hatte, wir haben Dunkelheit in Licht verwandelt", schrieb sie am Sonntag auf Facebook. "Und das ist unsere Aufgabe als menschliche Wesen!", fügte die 57-Jährige hinzu.

Bei dem Konzert in der schwedischen Hauptstadt hatte sie am Samstagabend eine emotionale Rede gehalten. Ihre Show drehe sich darum, das Leben zu feiern, für die eigenen Rechte aufzustehen und für das zu kämpfen, woran man glaube: "Diese Leute (die Terroristen) wollen uns den Mund verbieten. Sie wollen uns zum Schweigen bringen. Und wir werden sie nicht lassen", sagte sie unter dem Jubel Tausender Fans.

Madonna gab zu, kurz darüber nachgedacht zu haben, ob sie die Show absagen solle. "Dann dachte ich mir aber: warum sollte ich ihnen nachgeben, warum sollte ich ihnen erlauben, mich und uns davon abzuhalten, Freiheit zu genießen?" Alle angegriffenen Orte in Paris seien Orte gewesen, an denen es eigentlich um Spaß gegangen sei – ums Essengehen, Tanzen, Singen, ein Fußballspiel. "Es gibt niemanden auf der Welt, der das Recht hat, uns davon abzuhalten, das zu tun, was wir lieben", rief sie der Menge zu. Paris steht am 9. und 10. Dezember auf Madonnas Tourplan.

Österreichische Vorband auf dem Heimweg

Die Tiroler Band White Miles, die am Freitagabend im Bataclan als Vorband der Eagles of Death Metal auftrat, ist indes auf dem Heimweg. "Wir befinden uns derzeit auf dem Weg zurück nach Österreich, um unsere Familien und Freunde zu sehen", schreibt das Duo auf seiner Facebook-Seite. "Wir können immer noch nicht fassen, was in Paris passiert ist."

"Wir sind überwältigt von eurer Sympathie und möchten uns bei euch allen für eure Nachrichten und Sorge bedanken", heißt es in dem kurzen Statement weiters. Die aus Hansjörg "Lofi" Loferer und Medina Rekic bestehende Gruppe war während des Anschlags nicht in der Halle. Die Musiker holten sich gerade etwas zu essen. In dem Moment, als die beiden Musiker wieder zur Halle gehen wollten, begann die Attacke. (APA, red, 16.11.2015)