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So sieht das neue Gebäude des Instituts für Höhere Studien (IHS) von außen aus.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Wien – Im Beisein von Bundespräsident Heinz Fischer (SPÖ), Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) und Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny sowie zahlreichen weiteren prominenten Gästen aus der heimischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist heute, Dienstag, das neue Forschungszentrum des Instituts für Höhere Studien (IHS), im Wiener Palais Strozzi feierlich eröffnet worden.

Fischer, der selbst 20 Jahre lang Vizepräsident des IHS-Kuratoriums war, wünschte der neuen Philosophie des Instituts "besten Erfolg und eine gute Zukunft". Er erinnerte daran, dass an der Wiege des IHS der Soziologe Paul F. Lazarsfeld und Wirtschaftswissenschafter Oskar Morgenstern standen. Beide hätten wegen ihrer jüdischen Herkunft Österreich in den 30er-Jahren verlassen müssen und seien erst in den 60er-Jahren wieder zurückgekehrt, um einen Beitrag zur Modernisierung des heimischen Wissenschaftssystems zu leisten. Das jetzige IHS sei 1963 als "Ford-Institut" gegründet worden, erinnert Fischer. Seit den 1960er-Jahren habe sich die wissenschaftliche Landschaft in Österreich aber enorm verändert.

Nowotny: "Enormes Potenzial"

OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny verbindet sowohl mit dem IHS als auch mit der Palais Strozzi persönliche Erinnerungen. In den Garten des Palais sei er als Bub illegal in den Garten eingebrochen. In das IHS sei er 1967 gekommen. Dem Institut attestiert Nowotny "enormes Potenzial". "Man braucht sowohl Experten als auch gute Zusammenarbeit", betonte er. Die OeNB sei von Anfang an ein Förderer des IHS gewesen und mit ihm im wissenschaftlichen Austausch gestanden. Nowotny bekundete die Bereitschaft, diese Förderung und Kooperation auch weiter zu führen.

"Das IHS macht mir manchmal Sorgen, dann nämlich, wenn die Prognosen nicht richtig sind", scherzte Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP), denn: "Ich werde dafür geprügelt und nicht das Institut." Für die Politik sei die Arbeit von Forschungsinstituten wie dem IHS sehr wichtig, etwa für die Budgetplanung. Dass sich ein Institut neu aufstellt und neu ausrichtet, sei absolut richtig. Den Wissenschaften komme generell für die Zukunft eine ganz wichtige Aufgabe zu. "Ich hoffe auf gute Zusammenarbeit mit dem Finanzministerium", so der Finanzminister, der für das IHS eine neues Akronym erfand: "International House of Strozzi".

Neuaufstellung

"Was wir heute hier als Eröffnung erleben, ist etwas, was wir kaum erwartet haben", sagte Heinrich Neisser, Präsident des IHS-Kuratoriums. 2015 sei ein Jahr der "Probleme und Herausforderungen" gewesen. Durch den Einzug des IHS gewinne das Haus, das zuvor das Finanzamt beherbergte, eine neue Identität. Zentraler Punkt sei, das IHS als unabhängiges Institut weiterzuführen, so Neisser.

Sigurd Höllinger, seit Jahresbeginn interimistischer Leiter des 1963 gegründeten Instituts, betonte in seiner Begrüßungsrede, dass dem IHS im laufenden Jahr die notwendige Neuaufstellung gelungen sei. Das IHS konzentriere sich mit den drei Bereichen Ökonomie, Soziologie und Politikwissenschaften auf reale wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen. Im Vordergrund stehe die Anwendungsorientierung, die enge Verbindung mit der Grundlagenforschung und den Universitäten und der konsequent hohe wissenschaftliche Anspruch.

Fischler soll neuer Präsident werden

Wie die APA am Rande der Veranstaltung erfahren hat, wird Neisser auf der nächsten Kuratoriumssitzung im Dezember nach über 30 Jahren als IHS-Präsident zurücktreten. Seine Funktion dürfte Ex-EU-Kommissar Franz Fischler (ÖVP) übernehmen, sein Stellvertreter dürfte Ex-SPÖ-Innenminister Caspar Einem werden.

Keine Neuigkeiten gibt es hinsichtlich der Suche nach einem neuen wissenschaftlichen Leiter des IHS. Wie viele Bewerbungen es schon gibt, wollte Höllinger nicht sagen. Neisser rechnet damit, dass die meisten Kandidaten sich erst knapp vor Ende der Ausschreibung – per 11. Jänner – melden werden. Bis Ende Februar sollte dann die Entscheidung über den neuen IHS-Chef gefallen sein, der mit April seinen Job antreten soll. Da Höllinger seine Funktion als interimistischer Leiter Ende Februar zurücklegen will, muss für den kurzen Zeitraum bis April erneut ein interimistischer Geschäftsführer gesucht werden. Das dürfte recht schwierig werden, wird erwartet. (APA, 17.11.2015)