Ein Hotel nach dem anderen wird aufgesperrt. Die Zahl der Betten steigt fast ungebremst, in der Stadt mehr, auf dem Land weniger. Als ob es kein Morgen gäbe, drängen Krethi und Plethi mit Hochdruck in eine Branche, in der sich vermeintlich leichtes Geld verdienen lässt. Österreich legt nicht nur an Einwohnern zu, das Land wächst auch tourismusmäßig überdurchschnittlich stark. Gerade in dieser Art von Wachstum steckt eine gehörige Portion Risiko.

Mit Blick auf die Nächtigungsstatistik könnte man glauben, Tourismus kenne nur eine Richtung, die nach oben. Finanzkrise hin, Wirtschaftskrise her – mit schöner Regelmäßigkeit hat zuletzt ein Nächtigungsrekord den nächsten abgelöst. Selbst für diesen Winter ist die Branche optimistisch, an die Rekordwerte des Vorjahres heranzukommen, wenn diese nicht sogar zu toppen. Da mögen noch so viele Russen wegbleiben und noch so viele Flüchtlinge an die Außengrenzen klopfen: Auch und gerade im Tourismus stirbt das Prinzip Hoffnung zuletzt.

Dabei sind Nächtigungen bei weitem nicht alles. Sie können teuer, manchmal zu teuer erkauft sein. Bei einem Blick in die Bilanzen mancher Hotelbetreiber hat man in der Tat den Eindruck, die Auslastung der Zimmer sei nur über Preisnachlässe erkauft. 08/15-Absteigen hatten es schon bisher schwer, Geld für Ersatzinvestitionen zu verdienen, geschweige denn Geld für die Expansion. Das wird dank Internet und dem zunehmenden Druck der Buchungsplattformen in Zukunft unter Garantie nicht leichter.

Andererseits gibt es auch Hotels, wo man selbst in der tiefsten Nebensaison kaum eines der teuren Zimmer ergattern kann. Diese Leitbetriebe zeigen, dass es geht, wenn man es nur richtig anstellt. Das heißt in der Regel, dem Gast, der König ist, ein unverwechselbares Produkt anbieten. Auch und gerade im Tourismusland Österreich gibt es diesbezüglich Nachholbedarf. (Günther Strobl, 23.11.2015)