Bild nicht mehr verfügbar.

Die Lehrpraxis ist ist Teil der neuen Ärzteausbildung.

Foto: apa/Fohringer

Bad Hall – Die Länder wollen 30 Prozent der Kosten für Lehrpraxen übernehmen, um den Bund zu entlasten. Einen entsprechenden Beschluss haben die Gesundheitsreferenten der Länder bei ihrer Konferenz am Donnerstag in Bad Hall verabschiedet. Damit "wollen wir die Blockade bei diesem Thema auflösen", erklärte der Gastgeber, der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP), im Anschluss an die Konferenz.

Die Lehrpraxis ist ist Teil der neuen Ärzteausbildung. Obwohl seit Juli gültig, war die Finanzierung nicht geregelt.

Nachdem auf Bundesebene wegen der Finanzierbarkeit dieser Ausbildungsmöglichkeit "ein Stillstand in der Entwicklung" eingetreten sei, einigten sich die Länder auf eine Beteiligung, erklärte Pühringer, der in Oberösterreich auch für die Gesundheit zuständig ist. Die vereinbarten 30 Prozent sollen aus dem Strukturfonds genommen werden, der zwar vom Bund gespeist werde, aber den Ländern zur Verfügung stehe. In Oberösterreich müssten aus diesem Topf pro Jahr zwischen 300.000 und 400.000 Euro entnommen werden. Die Schaffung der Lehrpraxen im niedergelassen Bereich sei eine notwendige Alternative zum Turnus im Spital im Rahmen der Ärzteausbildung.

Kärnten warnt vor Ärztemangel

Vor einem bevorstehenden Ärztemangel warnte Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ), weshalb sie ein Aufheben der Zugangsbeschränkung für das Medizinstudium forderte.

Im Rahmen der Ausbildung im Pflegebereich sei es auch der ausdrückliche Wille der Länder, die vier- bis fünfteilige Ausbildung auf drei zu beschränken, sagte Pühringer: Den Bachelor-Pfleger, den Pflegefach-Assistenten und den Pflegeassistenten. Derzeit gebe es bei der geplanten Gesetzesnovelle jedoch noch Probleme mit der Gewerkschaft, da mit der Akademisierung zum Bachelor auch neue medizinische Aufgaben für diesen Beruf hinzukommen, umriss der Landeshauptmann, wo es sich bei diesem Thema spießt.

"Zeitlupentempo" bei Erstversorgung

Auch beim dritten Punkt, der in der Konferenz thematisiert wurde, gehe derzeit nichts weiter: Bei der Schaffung sogenannter Erstversorgungszentren, den Primary Health Care (PHC), mache die Ärztekammer dicht, bemängelten die Landesräte. Die Installierung laufe eher "im Zeitlupentempo" ab, kritisierte auch der steirische Gesundheitsreferent Christopher Drexler (ÖVP). Dabei gehe es nicht wie von der Ärztekammer behauptet um das Aushöhlen eines bestehenden Systems. Vielmehr seien sie eine notwendige Ergänzung im niedergelassenen Bereich. Mit den Erstversorgungszentren könnten "Versorgungsengpässe auf dem Land verhindert und die Spitalsambulanzen in den Ballungsräumen entlastet werden", so Drexler. Daher fordern die Länder die Ärztekammer auf, in die Verhandlungen über das Gesetz zur Umsetzung einzutreten.

Ärzte: Positives Signal

Die Ärztekammer wertet den Beschluss der Bundesländer, 30 Prozent der Kosten für die verpflichtende Lehrpraxis während der Ausbildung der Allgemeinmediziner zu übernehmen, als positives Signal. Nun sei der Bund gefordert, schließlich sei noch ein großer Teil der Finanzierung zu sichern, meinte Präsident Artur Wechselberger am Freitag in einer Aussendung. Viel Zeit bleibe dafür nicht mehr.

Die Ausbildungsreform, die erstmals eine verpflichtende Lehrpraxis für alle angehenden Allgemeinmediziner vorsieht, sei seit Juni in Kraft, bald würden die ersten Medizinabsolventen vor der Entscheidung stehen, ob sie eine allgemeinmedizinische Ausbildung machen oder doch lieber Facharzt werden sollen. Die Sicherstellung der hundertprozentigen Finanzierung der Lehrpraxen werde dabei von entscheidender Bedeutung sein, ist Wechselberger überzeugt. (APA, 27.11.2015)