Innsbruck – Für seine wissenschaftlichen Leistungen verlieh die Uni Innsbruck am Freitag ein Ehrendoktorat an den Botaniker und Ökologen Georg Grabherr. Dass ihm seine Heimatuniversität diese Ehrung gebe, sei für ihn "etwas ganz Besonderes und macht mich stolz", sagte Grabherr. Die Uni würdigte ihn als "einen der international renommiertesten Vegetationsökologen und Naturschutzbiologen unserer Zeit".

"Grabherrs wissenschaftlichen und politischen Einflussnahme ist es zu verdanken, dass in Österreich mehrere Naturschutzgebiete und Biosphärenparks geschaffen worden sind", würdigte Brigitta Erschbamer vom Institut für Botanik der Uni Innsbruck in ihrer Festrede die Naturschutzbemühungen des Wissenschafters. Grabherr wurde zudem mit dem Wissenschaftspreis des Innsbrucker Universitätsprofessorenverbandes ausgezeichnet.

Werdegang

Der gebürtige Vorarlberger Georg Grabherr (69) hat an der Uni Innsbruck Biologie studiert und sich dort habilitiert. Der Spezialist für alpine Vegetation wurde 1986 als Professor für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie an die Uni Wien berufen. Mit Studien unter anderem über die Biodiversität Österreichs und dem ersten vollständigen Gebirgsinventar schutzwürdiger Biotope wurde Grabherr zum international gefragten Experten.

1994 gelang ihm erstmals der Nachweis für das vom Klimawandel verursachte Höhersteigen der alpinen Vegetation. Diese Auswirkungen der Erderwärmung werden seit Jahren in der von Grabherr initiierten Forschungsinitiative GLORIA in aller Welt beobachtet. Diese vegetationsökologische Langzeitstudie in mittlerweile 121 Zielregionen bezeichnete die Uni Innsbruck als eines des "Lebensprojekte" Grabherrs.

Die Wiederentdeckung des Gartelns

Der vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten zum "Wissenschafter des Jahres 2012" gekürte Ökologe studiert aber nicht nur die Natur, er beschreibt sie auf populäre Art, etwa in seinem 2012 erschienenen Bildband über seinen Garten in Niederösterreich ("Ein Garten für das 21. Jahrhundert"). Das rasch vergriffene Buch, das mit Fotografien von Lois Lammerhuber durch Grabherrs Garten im Laufe der Jahreszeiten führt, wurde kürzlich wieder aufgelegt.

Er habe eigentlich nie einen Garten gewollt, sagte Grabherr und verwies auf sein "Kindheits-Trauma", als er von seinen Eltern immer wieder zur Gartenarbeit vergattert wurde, "das hat mir die Sache vergällt". Später meinte er, als Wildpflanzen-Botaniker, der Pflanzen auf der ganzen Welt studierte, ohnedies keinen Garten zu benötigen. Erst mit seinem Umzug nach Königstetten in Niederösterreich vor rund 20 Jahren habe er die Freuden des "Gartelns" entdeckt und kann sich heute ein Leben ohne seinen Garten nicht mehr vorstellen. Dieser ist für ihn "Gegenentwurf zum Golfplatz", ein "Experimentiergarten, in dem man dies und das probiert". (APA, red, 28. 11. 2015)