Ambient Assisted Living (AAL) richtet sich vor allem an ältere Menschen, um ihnen den Alltag zu erleichtern.

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Salzburg – Mit einem Klick am Tablet alle Lichter in der Wohnung ausschalten oder die Temperatur der Fußbodenheizung im Badezimmer vorprogrammieren – sogenannte Smart-Home-Technologien boomen. Technikunterstütztes Wohnen soll künftig aber nicht nur eine komfortable Spielerei für technikaffine Menschen sein, sondern vor allem ältere Menschen im Alltag unterstützen.

Ambient Assisted Living (AAL) heißt das Stichwort. Die europaweite Initiative stand auch im Zentrum des siebten E-Health-Days der Salzburg Research Forschungsgesellschaft an der Fachhochschule Salzburg vergangene Woche. Die eingesetzte Technik soll das aktive Altern unterstützen und ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen.

AAL-Anwendungen gehen über eine klassische Wohnungssteuerung hinaus. Über ein Tablet mit einer simplen Benutzeroberfläche können auch Angehörige per Videotelefonie angerufen oder die Nachbarschaftshilfe aktiviert werden. Auch klassische Notruf- und Sicherheitssysteme sind bei vielen Anbietern inkludiert.

Das Funktionieren der Assistenzsysteme ist freilich abhängig davon, inwieweit Senioren die Technik anwenden. Sibylle Meyer vom Institut für Sozialforschung und Projektberatung GmbH (Sibis-Institut) hat eine erste Wirkungsstudie von AAL-Systemen in Deutschland durchgeführt.

Support ist wichtig

Sie kommt zu dem Schluss: "Damit es mit der Technik funktionieren kann, muss der menschliche Faktor gut sein." Ob die Senioren die Technikanwendungen überhaupt annehmen, sei etwa abhängig vom technischen Support durch Betreuer oder von der Freundlichkeit der Mitarbeiter am Dienstleistungstelefon.

Eine hohe Akzeptanz der Nutzer werde erreicht, wenn die Anwendungen eine Erleichterung im Alltag bringen, sagt Meyer. Das Erfolgsrezept sei ein gelungenes Zusammenspiel von Barrierefreiheit, Betreuung und Technik. Die Technik müsse verlässlich und robust mit einer einfachen Bedienung und modular erweiterbar gestaltet sein.

Laut den Ergebnissen von Meyers Studie ist die beliebteste Funktion übrigens die Temperaturregelung im Badezimmer. Aber auch Hausfunktionen wie das zentrale Abschalten aller Elektrogeräte oder die "Alle Lichter aus"-Funktion werden gut angenommen. Gewünscht werde von den Senioren zusätzlich die Möglichkeit eines zentralen Ansprechpartners, der Dienstleistungen vermittelt.

Eine künftige AAL-Lösung, von der viele Techniker schon seit Jahren sprechen: die leicht handhabbare Gesundheitsanwendung. Sie könnte etwa die eigenständige Messung von Vitalwerten ermöglichen, die an den betreuenden Arzt übermittelt wird. Besonders in ländlichen Regionen, wo die Fahrt zum Facharzt teilweise ein Tagesausflug sei, würden solche Systeme einen Mehrwert bringen, sagt Meyer.

Test in vier Modellregionen

In Österreich werden die Potenziale von AAL-Technologien derzeit in vier Modellregionen getestet. Jede Testregion setzt verschiedene Schwerpunkte. In der Testregion ZentrAAL in Salzburg etwa werden die Endnutzer in die Entwicklung des Systems eingebunden. Ziel ist es nicht, den Pensionisten Dinge abzunehmen, sondern ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten zu stärken.

In der Region West wird auf die individuelle Lebenslage der Nutzer eingegangen. Es gibt nicht eine Lösung, sondern die Funktionen des Tablets werden in Vorarlberg und Tirol individuell an den Nutzer angepasst.

Im Burgenland, in der am längsten bestehenden Testregion, gab es ungeahnte Startschwierigkeiten, die auch die Grenzen von AAL aufzeigen, berichtet Johannes Kropf vom Austrian Institute of Technology (AIT). Viele Einrichtungen, die sich für einen Probebetrieb meldeten, konnten aufgrund fehlender Verfügbarkeit einer Breitband-Internetverbindung nicht einmal teilnehmen. (Stefanie Ruep, 2.12.2015)