In der ehemaligen Filmhalle am Rosenhügel trainiert jetzt das Nationalteam der rhythmischen Sportgymnastik. Ein russischer Mäzen hat die Halle um eine Million Euro gekauft und adaptiert.

Foto: Krutzler

Wien – Das im Jahr 2012 geschlossene Union-Sportzentrum vor dem Schloss Schönbrunn hat eine große Lücke in die Sportinfrastruktur im Westen Wiens gerissen. Auf der Fläche, wo ab dem kommenden Jahr ein Busparkplatz mit 72 Stellplätzen entstehen wird, wurde davor gekickt, gelaufen, Rugby gespielt oder in einer Halle geturnt. Notdürftig kamen etwa die Turner in einem Tennisclub im 23. Bezirk unter.

Der Sportstättenmangel in der Stadt vor allem für Turner führte zur Formierung einer Privatinitiative und der Gründung des Vereins "Turnzentrum West". Diese kann vor allem dank eines russischen Gönners einen namhaften Erfolg verkünden: In den denkmalgeschützten ehemaligen Filmstudios am Rosenhügel in Wien-Liesing trainieren jetzt rhythmische Sportgymnasten für nationale und internationale Veranstaltungen.

Bis zu 16 Meter hohe Halle

Erstmals können Leistungssportler in dieser Olympiasportart auch adäquat in Wien trainieren: Die bis zu 16 Meter hohe Halle erlaubt mit den fünf Handgeräten Seil, Reifen, Ball, Keule und Band die Durchführung schwieriger Übungen.

Die Stadt Wien steckt freilich nicht hinter der Schaffung dieser Sportstätte. Der russische Mäzen Wladimir Malinin, Großvater der mehrfachen österreichischen Juniorenmeisterin Anastasia Potemkina (14), kaufte und adaptierte kurzerhand selbst die Rosenhügel-Filmhalle um rund eine Million Euro. Dann stellte er sie den rhythmischen Sportgymnasten zur Verfügung, die auf Herbergssuche waren.

Die Außenansicht der Halle der ehemaligen Filmstudios auf dem Rosenhügel.
Foto: SV Turnzentrum West

Zuvor hatten die Sportler ihr Übergangsquartier in einer Trainingshalle in der "Westside Soccer Arena", die eigentlich für Fußball gedacht ist. Die Stadt Wien verlängerte allerdings Ende 2014 den Pachtvertrag nicht mehr, kurzfristig musste der Österreichische Fachverband für Turnen (ÖFT) mangels Alternativen einspringen. Die Trainingsbedingungen hatte der ÖFT dort als alles andere als ideal eingestuft.

Die neue Heimat spielt da – trotz aller Improvisationskünste, eine Filmhalle schnellstmöglich in eine Sportstätte zu verwandeln – für das österreichische National- und Juniorenteam vergleichsweise alle Stückerln. Auch andere Sportarten wie Trampolinspringen könnten hier unterkommen.

Wien "keine Sportstadt"

"Das ist ein großartiges privates Engagement", sagte Gerald Bischof (SPÖ), der Bezirksvorsteher von Liesing, bei der Präsentation. Silke Kobald (ÖVP), die Bezirksvorsteherin von Hietzing, kritisierte hingegen die politischen Verantwortlichen. "Danke für das Geschenk. Eine Sportstadt ist Wien wahrlich keine", sagte Kobald dem STANDARD.

Kobald war geladen, weil in Hietzing, nur wenige Gehminuten von der Halle am Rosenhügel entfernt, 2016 eine moderne Geräteturnhalle entstehen soll. Im Stadtentwicklungsgebiet Preyergasse bei der S-Bahn-Station Speising sind ein Geräteturnbereich samt Schnitzelgrube, ein Übungsbereich mit speziellen Trainingsgeräten auch für Kinder sowie ein Fitnessbereich geplant.

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Eine erste Visualisierung des geplanten Baus.
Foto: SV Turnzentrum West / Harvest Map

Dahinter steckt ebenfalls der Verein Turnzentrum West. "Wir haben alle Vorleistungen ehrenamtlich erbracht", sagte Sprecher Thomas Brey. "Aber ohne Mittel der Stadt wird es nicht gehen." Brey hofft auf eine städtische Beteiligung an dem Bau von rund 1,5 Millionen Euro. Kommende Woche soll es Gespräche mit dem neuen Sportstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) geben. (David Krutzler, 10.12.2015)