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Erste Sonnenstrahlen kommen auf in der Schlechtwetter-Konjunktur Österreichs.

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Hält das Gerede vom Absandeln Österreichs für übertrieben: OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny.

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Wien – Silvester ist für viele junge Leute so etwas wie die Partynacht des Jahres. Heuer hat wohl auch die schon etwas in die Jahre gekommene österreichische Regierung einen Grund, die Korken knallen zu lassen: Denn das Gerede vom Absandeln des Landes dürfte im kommenden Jahr vorbei sein. Die heimische Wirtschaft soll dann laut Prognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) wieder so stark wachsen wie die der Eurozone. Seit dem Vorjahr hinkt Österreich ja hinterher, nachdem das Wachstum hierzulande lange deutlich höher war als im Rest der Währungsunion.

Die OeNB geht in ihrer neuen Prognose davon aus, dass die heimische Wirtschaft nächstes Jahr um 1,9 Prozent zulegt. Die Eurozone soll hingegen nur um 1,7 Prozent wachsen. Heuer beträgt der Rückstand beim Wachstum fast noch einen ganzen Prozentpunkt. Woher also die plötzliche Aufholjagd? Zunächst geht es konjunkturell schon einige Monate leicht bergauf, die Exporte laufen besser, die Unternehmen erhöhen ihre Investitionen wieder etwas. Im nächsten Jahr helfen aber zusätzlich drei Sondereffekte, um den Rückstand aufzuholen.

Die Steuerreform lässt den Menschen mehr Geld im Börserl, was den Konsum antreibt, das soll 0,4 Prozentpunkte zusätzlich bringen. Die Ausgaben für Flüchtlinge, etwa Sozialleistungen oder der Wohnungsbau, schieben das Wachstum um 0,3 Prozentpunkte an. Die Wohnbauoffensive der Regierung, bei der 30.000 zusätzliche Wohnungen gebaut werden sollen, bringt 0,1 Prozentpunkte.

Mit der Realität unvereinbar

OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny sieht die heimische Wirtschaft aber auch sonst besser da stehen, als ihr zuletzt angekratzter Ruf nahelegt: Das Gerede vom Absandeln sei "mit der Realität nicht vereinbar", sagte Nowotny am Mittwoch vor Journalisten. Die Investitionen würden im kommenden Jahr wieder über zwei Prozent wachsen, weil Banken ihre Kreditvergabe lockern und Firmen auf viel Geld sitzen, das sie zuletzt nicht ausgegeben haben. Der Standort Österreich werde wieder attraktiver, so Nowotny. Es habe einen "erheblichen Strukturwandel" gegeben, das Land habe sich im Wettbewerb angepasst.

Die Exporte wachsen wegen der schwachen Weltwirtschaft zwar weniger als noch in der Juni-Prognose erwartet, legen laut OeNB aber 2016 schon um 3,9 Prozent zu. Im für Österreichs Wachstum in der Vergangenheit so wichtigen Osteuropa läuft es wieder besser. Und: Österreich kann im Export seine Marktanteile stabilisieren, heißt es aus der Nationalbank. In den vergangenen drei Jahren sind die Importe der österreichischen Handelspartner (die wichtigsten sind Deutschland, Italien und die USA) jeweils stärker gewachsen als die heimischen Exporte.

Wichtige Botschaft

Sollte der Aufschwung im kommenden Jahr wie prognostiziert eintreten, wäre das Wachstum von 1,9 Prozent angesichts großen Aufholpotenzials, des billigen Euros, niedriger Ölpreise und Zinsen aber noch immer nicht sehr hoch. Zwischen 1995 und 2007 ist Österreich im Schnitt um 2,6 Prozent gewachsen. Darauf vom STANDARD angesprochen sagte Nowotny: "Ja, aber das Wirtschaftswachstum ist überall anders auch nicht hoch. Es ist eine wichtige Botschaft, dass wir nicht mehr hinten nach sind."

Auch beim Wifo, das seine neue Prognose mit dem IHS kommende Woche präsentiert, sieht man Österreich im nächsten Jahr an die Eurozone anschließen. Ob die heimische Konjunktur auch ohne Sondereffekte erstarken würde, sei die "Kaiserfrage", sagt der stellvertretende Wifo-Chef Marcus Scheiblecker. Derzeit sei die Wahrscheinlichkeit aber nicht sehr hoch, dass die Steuerreform und die Ausgaben für die Flüchtlinge den Konjunkturturbo dauerhaft zünden werden. "Wir haben Probleme, das würde ich aber nicht als abgesandelt bezeichnen", so der Ökonom. (Andreas Sator, 10.12.2015)