Der leuchtende Leaf im Vordergrund soll daran erinnern, dass die Akkus, die im recht beachteten Modul im Hintergrund verbaut sind, aus alten E-Nissans stammen und nun als riesiger Akkuspeicher ein zweites Leben bekommen.

Foto: Nissan

Enel hängt den Leaf als Puffer-Element in den Smart Grid.

Foto: Nissan

Paris – Im Windschatten der Klimakonferenz COP 21 zeigt Nissan, wie sie sich die E-Mobilität vorstellen. Vernetzter nämlich. Den Autobauer per se gibt es mit diesem "360-Grad-Blick", wie Nissan sagt, gar nicht. Seine Arbeit geht über das klassische Betätigungsfeld hin aus und nimmt weitere Elemente auf, die Batterie und dessen Energie etwa. Gleich drei Innovationen stellt Nissan in Paris vor, denen eines gemeinsam ist, ganz neu sind sie dann doch nicht.

Da wäre etwa das Modul aus alten Leaf-Batterien. Solche Riesen-Akkus aus alten E-Autos hat in ähnlicher Form auch schon Audi präsentiert, die damit Schnellladestationen aufrüsten wollen.

Second-Life-Battery

Nissan, in Kooperation mit Eaton, dem führenden Anbieter von Elektroniksteuerungen, denkt an, diese Module ebenfalls als Speicher wiederzuverwenden, um den Akkus so ein zweites Leben zu schenken. In Entwicklungsländern könnte man so Dieselgeneratoren ersetzen, etwa wenn man die Akkupacks als Speicher für eine Solaranlage verwendet.

Energiespeichersysteme wie dieses würden aber auch den flächendeckenden Einsatz von erneuerbaren Energien beschleunigen, ist sich Cyrille Brisson, Vizepräsident von Eaton, sicher, weil sie Ökostrom dann speichern, wenn er anfällt und nicht gebraucht wird, ihn dann aber, wenn der Bedarf vorhanden ist, wieder abgeben können.

Der Nissan Leaf ist das meistverkaufte Elektroauto der Welt. Zusammen mit dem e-NV200 hat Nissan weltweit mehr als 200.000 E-Fahrzeuge verkauft – und damit auch den Baustoff für die Second-Life-Batterien. Je nachdem, wie die Batterien im ersten Leben, also im Auto, beansprucht wurden, können sie als stationärer Speicher noch einmal fünf bis zehn Jahre arbeiten, bevor sie endgültig recycelt werden, schätzt Nissan.

Vehicle to Grid

In Kooperation mit dem italienischen Energieversorger Enel macht Nissan aber auch schon den Leaf selbst zum Notstromaggregat. Enel hat eine Ladesäule entwickelt, die das E-Auto erstmals komplett ins Stromnetz integrieren kann. Die Vorteile für den Netzbetreiber sind klar, er nutzt bei Spitzenbedarf die Ladung aus den Batterien und lädt sie, wenn zu viel Strom in Netz ist, wieder auf. Doch auch für die Fahrzeugbesitzer soll sich das System so rechnen, dass viele mitmachen.

Bis zu 1500 Euro könnten Autobesitzer pro Jahr sparen, wenn sie ihren Wagen ins Netz einspeisen. Gleichzeitig hängt sich auch der eigene Haushalt an den Leaf und zieht bei Bedarf Energie aus den Akkus – zum Beispiel, wenn das Netz überlastet ist, der Preis gerade sehr hoch oder der Strom gleich überhaupt ausgefallen ist. Starten soll der erste Smart-Grid-Feldversuch in Kürze in Dänemark.

Induktives Laden

Als dritte Innovation präsentiert Nissan die Tankstelle der Zukunft. Gemeinsam mit Foster+ Partner arbeitet man an der Induktionsladung, die dann endgültig im März präsentiert werden soll. Wie erwähnt, die große Sensation ist da nicht dabei. Vielmehr bringt Nissan als Erster in den Markt, wovon andere noch träumen.

Wenn diese Maßnahmen zu greifen beginnen, können rasch viele Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, sind sich die wichtigsten Firmenvertreter einig, während Espresso aus der Alukapsel-Maschine gereicht wird. (Guido Gluschitsch, 13.12.2015)