Krk ist der Name einer Insel. Aber auch ein Geräusch. Und ein Gefühl. Wenn es "Krk" macht, dann reißt es einen in der Regel in irgendeine Richtung. Im blödesten Fall zerlegt es einen böse. Und dann, wenn man seine Siebensachen abgeklopft hat, spürt man, dass da – himmelseidank – nix gebrochen, gezerrt oder geprellt ist und man nur den Schnee aus Gesicht und Kragen wischen muss.

Meist weiß man da gar nimmer, dass es Krk gemacht hat. Weil der Sturz den Ton überlagert. Aber später, wenn man den Ski dann abschnallt (oder: ausgegraben hat und wieder anschnallt), sieht man: Krk ist nicht nur ein Geräusch und ein Gefühl – sondern hat auch eine Form.

Foto: Thomas Rottenberg

Wenn es ganz blöd kommt, wird Krk dann teuer: Wenn der unsichtbare Stein, über den man da gerattert ist, nicht nur den Belag, sondern auch die Kante erwischt hat. Wenn da einmal Nässe drunter kommt und das Wasser zu arbeiten beginnt, ist der Ski meistens hin. Ganz abgesehen davon, dass das wiederzurechtdengeln einer Skikante nicht jedermanns Sache ist.

Foto: Thomas Rottenberg

Ganz so heftig kam es eh nicht: Die "Krks" waren laut. Einer ratterte von meiner Fußsohle bis in den Nacken: Ein paar Fahrer im Belag, dachte ich, würden es wohl sein. Aber das gehört zum Leben eines Freeride-, Touren- oder Allmountainskis dazu. Weil Gelände Gelände ist. Und gerade zu Saisonbeginn unter den zehn Zentimetern Babypowder wenig bis keine Unterlage liegt.

Doch als ich den Pinnacle, den hellgrünen Testski, den mir K2 nach Obergurgl geschickt hatte, abschnallte, war es mir doch unangenehm: Ich habe schon mehrere Ski zerstört. In der Regel meine eigenen. Bei Testskiern waren es – bisher – immer nur Löcher im Belag. Aber acht bis zu reißnagelgroße Hacker unter dem Voderbacken, die alle auch die Kante "angekratzt" hatten, hatte ich noch nie geschafft. Unangenehm – aber bei diesen Bedingungen wohl unvermeidlich: Mein Guide, der Bergführer und Skilehrer Mario Gufler, hatte etwa dort, wo ich mir die Hacker geholt hatte, einen Köpfler gemacht: Keine Unterlage. Da knallt ein Ski schon mal ungebremst gegen einen von oben absolut unsichtbaren Stein.

Foto: Thomas Rottenberg

Auch wenn das zu den kleinen – und hier zum Glück folgenlosen – Nebenerscheinungen des Fahrens abseits der Piste gehört: Derlei gehört dazu – und jeder, der den "gesicherten Skiraum" verlässt, tut gut daran, zu bedenken, dass einen Meter neben der Piste andere Spielregeln herrschen. "Krk" gehört zu den mindergefährlichen, aber dennoch zu behirnenden "alpinen Gefahren": Ein Sturz nach vorne auf den nächsten Stein kann … undsoweiter.

Thomas Rottenberg

Trotzdem geht die Reise ins "freie Gelände". Nicht nur bei mir: Freeriden und Variantenfahren schaut bei Normalos zwar ganz anders aus als bei Profis, ist aber trotzdem das Hoffnungsterrain der unter stagnierenden Absätzen leidenden Skiindustrie: Kein Hersteller, der da nicht zumindest "Allmountain"-Modelle im Angebot hat. Oder pistentaugliche Freeride-Latten anbietet.

Foto: Thomas Rottenberg

K2 spielt da natürlich auch mit. Und versucht, wie alle, den Spagat zwischen möglichst breiten und mit "fetten" Rockern (laienhaft gesagt: einem sich möglichst nahe der Bindung bei leichtem Druck nach oben ziehenden Ski-Ende) herbeizuführenden Super-Auftrieb im Powder und der mit präziser, scharfer und lange und exakt aufliegenden Kante unterstützten Spurtreue auf knackhart präparierten Pisten.

Und auch wenn das die Hersteller anders sehen: Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht – man kann sich ihr nur annähern.

Foto: Thomas Rottenberg

Mit dem Pinnacle (in der Damenversion "Luv") kommt das 1962 gegründete Label diesem Ideal aber recht nah. Im Begleitbrief liest sich das dann so: " K2 (setzt) die wegweisende K2 Konic und Channel Light Core Technologie auch in den neuen Freeride-Modellen der Pinnacle- (Männer) und Luv-Serie (Frauen) um. Getreu der E3 Philosophie (E3 = Energy Efficent Engineering) optimiert K2 … die eingesetzten Materialien für kompromisslose Performance …"

"Der neue Pinnacle 95 baut, wie auch der Pinnacle 105 und der Pinnacle 118, auf die innovative K2 Konic Technologie auf und präsentiert sich damit als leistungsstarker Freeride-Alleskönner. Als Aushängeschild der Kollektion, verfügt der Pinnacle 95 über die neue Nanolite K2 Konic Technologie, bei der in der Skimitte, sowie an Schaufel und Skiende, ein superleichter Composite Kern aus der Raumfahrttechnik verwendet wird – für ein reduziertes Schwunggewicht und einfacheres Handling … Ein vielseitiger All-Terrain Rocker bietet in Kombination mit einem fein abgestimmten Taper … viel Auftrieb im Powder. Dank seiner ausgeklügelten Konstruktion liefert der Ski Verlässlichkeit und Stabilität, wenn es darauf ankommt, fährt sich aber gleichzeitig spielerisch leicht für ein ultimatives Freeride-Erlebnis." und so weiter.

Thomas Rottenberg

In leicht verständlich? Der 95 Millimeter breite Ski ist leicht – und drehfreudig. Schwimmt im Gelände schon bei wenig Powder so auf, dass sogar Nicht-Könner wie ich sich "free" fühlen, lässt einen auch auf der Piste nicht hoffnungslos herumeiern – ist aber mit einem knackigen,schmalen und schweren Racecarver natürlich nicht zu vergleichen. Weder am Eis – und (zum Glück) nicht im Pulverschnee.

Foto: Thomas Rottenberg

In Obergurgl – ich war dort zur Eröffnung einer Seilbahn und zur Ankündigung eines Motorradmuseums – war das genau der richtige Kompromiss: Die Pisten waren fein präpariert – und in dem bisserl Schnee, das außen rum lag, fanden wir dann doch den einen oder anderen kleinen Hang, um die ersten paar freien Schwünge zu setzen. Zum Lustmachen. Auf das, was – hoffentlich – diesen Winter noch kommt. Und mich dann weit weit weg von den Pisten bringt: Auch aus eigener Kraft. Da würde ich mir auf einen feinen Ski wie den Pinnacle dann eine andere – weil aufstiegstaugliche – Bindung montieren – und mir wohl das breitere Modell aussuchen. Auch wenn das natürlich mehr wiegt: beim Fahren im Powder zählt jeder Millimeter.

Foto: Hersteller

Aber die paar Schwünge in Obergurgls waren auch anderweitig ein guter Saisonstart: Die Mahnung, dass mit "Krk" immer und überall zu rechnen ist, ist nicht unwichtig. Auch wenn sie zu Lasten des Skis geht. (Thomas Rottenberg, 13.12.2015)

www.k2Skis.com

Der Listenpreis des Pinnacle 95 ist (ohne Bindung) 649,95 Euro.