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Rosie Huntington-Whiteley mit Spitzenkropfband bei einer Gala im November in Los Angeles.

Foto: reuters/Alcorn

Es wird ja viel gejammert über das modische Bewusstsein in Österreich. Der immerwährende Vorwurf: Da bewege sich nichts zwischen den gesteppten Multifunktionsjacken, den Bommelmützen aus Kaninchenfell und dem biederen Stenzel-Style, der in Wiens erstem Bezirk das ewig Gestrige feiert. Dabei lohnt es sich, ab und zu den Blick in die Weite schweifen zu lassen. Dann könnte man sich sogar zu der Behauptung hinreißen lassen, dass so mancher Trend in Österreich geboren wurde.

Aktueller Fall: das Kropfband, das stets so eng um den Hals liegt, dass es auch als Hundehalsband oder als reißfestes Halsstück aus dem Fetischladen durchgehen könnte. Dabei ist die Idee, ein Band zur Zierde um den Hals zu wickeln, schon um einiges älter: Spätestens seit dem 19. Jahrhundert war das Kropfband Bestandteil der Festtagstracht im Salzburger Land. Zugegeben, seine Erfindung war nicht nur der Schönheit geschuldet. Da es dem Salz, das in der Region abgebaut wurde, an Jod mangelte, soll es in und um Salzburg gehäuft zur Vergrößerung der Schilddrüse gekommen sein. Also schnürten sich die Frauen Samtbänder um die Hälse, um von Kröpfen oder den unschönen Hinterlassenschaften einer Kropfoperation abzulenken.

Daran, dass sich in letzter Zeit Models wie Rosie Huntington-Whiteley, Gigi Hadid oder Lily-Rose Depp das Kropfband wieder aus freien Stücken um den Hals legen, wird allerdings nicht ein etwaiger Jodmangel schuld sein. Und höchstwahrscheinlich auch keine Salzburger Tracht. Die Models zitieren mit ihren eingeschnürten Hälsen wohl eher die Mode ihrer Mütter. Zumindest Vanessa Paradis, die Mutter von Lily-Rose, hat in den Neunzigern einige Vorlagen für das Comeback der "Choker", der eng anliegenden Halsbänder, geliefert.

1992 führte sie im Video zu "Be My Baby" vor, dass ein Halsband jeden noch so knappen Auftritt ein bisschen angezogener aussehen lassen kann. Und Natalie Portman? Die erlebte als Mathilda in "Léon – Der Profi" ihren Durchbruch als Kinderstar. Immer an ihrem Hals: das schwarze Kropfband mit dem Anhänger.

Dass die aktuellen Versionen des Halsbands, die Maison Margiela, Marc Jacobs und Pucci für diesen Winter vorschlagen, nicht wie in den 90ern aus Kunststoff oder als Tattoo zum Aufkleben daherkommen, macht Sinn. Manche Stücke sehen eher so aus, als habe man einen Rollkragenpullover bis auf den Rollkragen heruntergekürzt. Da behaupte mal noch einer, so ein Halsband sei nicht wintertauglich. (Anne Feldkamp, 16.12.2015)