Beim Matchmaking Event vergangene Woche in Wien konnten Wissenschafter in 15-minütigen Speeddatings in Kontakt treten.

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Wien – In der medizinischen Forschung wird verstärkt Augenmerk darauf gelegt, Behandlungsmethoden bestmöglich individuell an Patienten anzupassen und nicht alle Personen mit denselben Symptomen über einen Kamm zu scheren. Man spricht bei diesem Ansatz von "personalisierter Medizin" oder auf Englisch auch von "precision medicine". Um Forschungsprojekte der personalisierten Medizin erfolgreich umsetzen zu können, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit oftmals unumgänglich, da verschiedene Perspektiven zusammengeführt werden müssen.

Um derartige Projekte zu fördern, hat der Wiener Wissenschafts-, und Technologiefonds (WWTF) den Life Sciences Call "Precision Medicine" ausgeschrieben, für den noch bis zum 15. Jänner 2016 Projekte eingereicht werden können. Insgesamt stehen fünf Millionen Euro zur Verfügung. Da mit Geld allein aber noch keine innovativen Projekte entstehen, sondern vor allem auch die geeigneten Kooperationspartner zueinanderfinden müssen, machte man sich beim WWTF auch darüber Gedanken, wie diese wissenschaftliche Partnersuche erleichtert werden könnte.

So entstand die Idee einer Art Datingportal für Wissenschafter, die in manchen Zügen Ähnlichkeit mit einer Singlebörse hat. Die am Call interessierten Forscher waren dazu angehalten, Profile von sich zu erstellen, anhand derer sie andere kontaktieren können. Dabei zeigte sich ein Phänomen, das auch bei klassischen Singlebörsen nicht selten zu beobachten ist: Zwar legten einige Forscher Profile an, wo sie sich und ihre Arbeit präsentieren, hingegen scheuten sie davor zurück, anderen Anfragen zu schicken – und warteten lieber darauf, selbst kontaktiert zu werden.

Vergangene Woche kam es schließlich in Wien zum Matchmaking Event: In Impulsvorträgen stellten Vertreter zentraler Forschungseinrichtungen vor, was ihre Institutionen zu bieten haben – und nach welchen Partnern sie suchen, darunter Jürgen Knoblich vom Institute of Molecular Biotechnology (IMBA), Sylvia Knapp vom Zentrum für Molekulare Medizin (CeMM), beide von der Akademie der Wissenschaften, Johann Wojta von der Med-Uni Wien und Manuela Baccarini von den Max F. Perutz Laboratories.

In 15-minütigen Speeddatings konnten sich die Wissenschafter miteinander schließlich im Vieraugengespräch noch näher bekanntmachen. Wie erfolgreich die wissenschaftliche Partnervermittlung war, wird sie bei den Anträgen zeigen, die in den nächsten Wochen beim WWTF eingehen werden. (red, 16.12.2015)