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Foto: dapd/Armin Zogbaum/Villeroy und Boch AG

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Pro

von Gudrun Harrer

Beginnen wir mit dem Begriff "Pärchen": Wann hat sich dieses Prachtexemplar sprachlicher Infantilisierung für das Kollektiv der Stakeholder einer Lebensgemeinschaft à deux eigentlich bei uns festgesaugt? Meine Großmutter, die sich den Gruß "servus" verbat, hätte ich hören mögen, wenn sie von ihrer (sie anhalloenden!) Enkelbrut als Teil eines solchen P. bezeichnet worden wäre ... O tempora, o mores!

Egal. Die Sache mit dem Auseinandersetzen bei Einladungen ist eine ganz einfache rechnerische. Paare sind gemeinhin in vier Kategorien zu teilen: Ein Viertel turtelt miteinander, ein Viertel giftet sich an, ein Viertel redet nichts miteinander, ein Viertel benimmt sich normal. Damit haben Sie also 75 Prozent der Fälle, bei denen es eindeutig besser ist, Paare bei Tisch in zwei zu zerlegen. Bei den übrigen 25 Prozent ist es egal, aber einen zwingenden Grund, einen neben dem anderen zu platzieren, gibt es auch nicht. Das heißt, in 100 Prozent der Fälle tun Sie das absolut Richtige, wenn Sie einen kommensalischen Puffer zwischen die Pärchenhälftchen legen.

Kontra

von Gianluca Wallisch

Geh nein, bitte nicht! Wo sind wir denn? In einem Managementseminar, wo man sich nicht mit den lieben (oder zumindest erträglicheren) Kollegen zusammentun darf, sondern nur mit jenen, die man höchstens vom Grüßen auf dem Gang kennt? Das ist bloß ein Peinlichkeitsvermeidungsmechanismus der Unternehmensberater und Coaches, damit die Abteilungsleiter bei der Bildung der Arbeitsgruppen nicht jedes Mal kümmerlich übrig bleiben.

Nein, hier geht's um ein Abendessen – also nicht um Effizienzsteigerung, sondern um Genussmaximierung. Daher ist das Pärchenbeibehaltungsprinzip schon okay. Wieso betretenes Schweigen und Unbehagen riskieren, wenn man Leute zusammensetzen kann, die auch sonst mehr oder weniger freiwillig Tisch und sogar Bett teilen? Und überhaupt: Die Pflege verschworener Vertrautheit ist oft der einzige Rettungsanker, um einen angeblich locker-informellen, dann aber doch stocksteifen Langweilerabend überleben zu können. Uff. Aber da rede ich freilich nur ganz allgemein ... Anwesende sind natürlich wie immer ausgeschlossen! (Gudrun Harrer und Gianluca Wallisch, RONDO Feinkost, 25.12.2015)