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Die Karawane zieht weiter – heißt es schon lange nicht mehr.

Foto: AP/Rumpenhorst

Wien – Die Zielpunkt-Pleite sorgt nicht nur wegen der vielen betroffenen Arbeitsplätze für Schockwellen, vielfach wird eine Verschärfung der Jobsituation durch Betriebsschließungen befürchtet. Allerdings: Verlagerungen und Insolvenzen sind in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, wie aus einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria hervorgeht.

Demnach gab es zwei große Wellen: Seit der EU-Erweiterung 2004 wanderten österreichische Produktionsstätten vermehrt nach Osteuropa ab. Nach 2008 ist diese Verlagerung abgeebbt und wurde von krisenbedingten Schließungen oder Insolvenzen abgelöst. Diese Phase scheint sich aktuell entspannt zu haben, heißt es in der Untersuchung von EcoAustria. Untermauert wird dieses Ergebnis mit der Zahl der von Restrukturierungen betroffenen Arbeitsplätze, die 2013 noch bei 7800 lag und 2013 auf 2350 Jobs sank. EcoAustria-Chef Ulrich Schuh räumt ein, dass das Jahr 2013 mit den Pleiten von Dayli und Alpine ein Ausreißer war, doch der Rückgang bei Produktionsschließungen zeige sich schon seit 2009. In die Analyse eingeflossen sind Betriebe, bei denen mehr als 100 Jobs, oder Unternehmen mit mehr als 250 Arbeitnehmern, bei denen mindestens zehn Prozent der Beschäftigten verloren gingen.

Höhepunkt im Jahr 2009

"Vor allem die Verlagerungen nach Osteuropa haben seit dem Abschluss des Erweiterungsprozesses ein Ende gefunden", erklärt der Ökonom dem STANDARD. In Österreich sei der Höhepunkt der Verschiebungen von Produktionen ins Ausland zeitverzögert im Jahr 2009 gelegen, als 1400 Jobs abwanderten. Im Vorjahr betraf die Verlagerung nur noch 500 Jobs, heißt es in der Studie, die auf Zahlen der Organisation Eurofound beruht. In Europa wurden 2006 am meisten Produktionsstätten verlegt – mehr als 56.000 Arbeitsplätze waren damals involviert. Zum Vergleich: 2014 betrafen Verlagerungen gut 11.000 Jobs. Anders das Bild bei Insolvenzen und Schließungen, die 2009 zum Verlust von 156.000 Stellen führten. 2014 wurden dadurch noch rund 60.000 Arbeitsplätze vernichtet.

Überschätzte Bedeutung

Betrachtet man die Entwicklungen über einen zehnjährigen Zeitraum, wurden mehr als 50 Prozent der 280.000 betroffenen Jobs innerhalb Europas verlagert. Die neuen Mitgliedstaaten spielten dabei eine große Rolle. Dahinter folgt Asien, wobei China und Indien stark ins Gewicht fallen. Andere Kontinente haben kaum Bedeutung. Die Statistiken zeigen zudem, dass Verlagerungen in Länder außerhalb Europas stark rückläufig sind, Verschiebungen von Produktionen innerhalb der EU nur leicht sinken. Verlagerungen als Folge der rasant zunehmenden internationalen Arbeitsteilung haben an Intensität abgenommen, heißt es in den Schlussfolgerungen der Untersuchung.

Schuh betont zudem, dass die Bedeutung von medial oft hitzig begleiteten Schließungen überschätzt werde: "Im Durchschnitt der Jahre 2002 bis 2013 waren in Österreich weniger als 0,1 Prozent der Jobs von Restrukturierungen betroffen." (as, 19.12.2015)