Wien – Dass Österreicher einen höheren Bildungsstand erreichen als ihre Eltern, kommt selten vor. Laut Industriestaatenorganisation OECD ist die Bildungsmobilität mit 21 Prozent hierzulande besonders ausgeprägt. So weit, so bekannt. Doch die Sache hat einen Haken – glaubt zumindest der Thinktank Agenda Austria. Er kommt auf eine mehr als doppelt so hohe Mobilität.

Wie das geht? Aus Gründen der internationalen Vergleichbarkeit reduzieren die OECD-Statistiker die verschiedenen Bildungsabschlüsse auf nur drei Stufen. Ein Pflichtschulabschluss bildet die niedrigste Stufe, die höchste erfasst die Akademie- oder Universitätsebene. Alles dazwischen gilt als mittlere Stufe. Das bedeutet laut Agenda Austria für Österreich beispielsweise: Wenn die Tochter eines Vaters mit Lehrabschluss maturiert, gilt das nicht als Aufstieg. Ebenso wenig, wenn die Mutter einen Handelsschulabschluss hat und der Sohn die HTL absolviert.

Schlussfolgerung der Experten der wirtschaftsliberalen Einrichtung: "Damit wird die gesamte Vielfalt des österreichischen allgemeinen und berufsbildenden Schulsystems ignoriert. Kein Wunder, dass auf dem Papier nur jedes fünfte Kind die Bildungsleiter hinaufklettert." Nach den Kriterien der Agenda Austria sind in Österreich 45 Prozent Bildungsaufsteiger. Weitere 42 Prozent der nächsten Generation blieben auf dem Ausbildungsniveau der Eltern.

Die Agenda Austria sieht aber trotz ihres positiven Befunds Hindernisse für den Bildungsaufstieg in Österreich. Worin dieser Bestehe erfahre man allerdings nur in genaueren Untersuchungen. So gebe es etwa Hinweise darauf, dass Kinder unter sechs Jahren, die zu Hause nicht gefördert oder im Kindergarten schlecht betreut werden, diesen Rückstand nie wieder aufholen. (red, 18.12.2015)