In Krähwinkel, also Wien, fand auf kulturellem Sektor eine Revolution statt. Das gemeinsame, weihnachtliche Befriedungs- und Besäufnisfest des Kulturamts der Stadt Wien für die ausgehungerten freien Theaterschaffenden – mit Tanz um den wunderbar duftenden "golden gebratenen Schweinsbraten" – fand heuer erstmals nicht statt. Auf die Barrikaden ihr Freien!

Dieser köstliche Braten und der dazu gereichte Rebensaft waren doch die Kompensation für alle Demütigungen, welche man vonseiten des Kulturamtes zu ertragen gewohnt war. Bis dato haben sich die freien Künstler darin geübt, sich gegenseitig die Hackeln ins weiche Kreuz zu schleudern. Zur Freude des Kulturstadtrates und seiner Helfershelfer, im Sinne von "Teile und Herrsche". Die Bussi-Bussi-Schlachten der Künstlerschar, der man durch die Enge des Kulturbetriebs nicht entkommen konnte, waren immer wieder ein Fest der kreativsten Verrenkungen. Alles haben Wiens Hunger-Künstler erduldet, aber das geht zu weit.

Nicht einmal diesen Lichtblick des fröhlichen Schleimens um Aufmerksamkeit beim ausgelassenen Schweinefraß gibt es mehr. Damit ist das Fass übergelaufen. Nach diesem Mundraub, diesem schmählichen Verrat, haben die Künstler zueinandergefunden. Jetzt sind sie ein Herz und eine Seele und planen Großdemonstrationen. Ihre Rache wird fürchterlich sein. Das ist eine gewaltige Schweinerei des ehemals sozialdemokratischen Rathauses und seiner Paladine. Das Ende der roten Fahnenstange, die mehr und mehr blau eingefärbt wird, ist erreicht. Verrat, schreien die geschassten Künstler und reißen sich gemeinsam und gegenseitig die letzten Haare aus und die Kleider vom Leib. Kein Blatt passt mehr zwischen die Geeinten. Varus, Varus, gib uns unseren Schweinebraten wieder!

Eine geradezu sozialdemokratische Schweinerei ist das. Alles könnt ihr den Vereinigten Bühnen und sonstigen Freunderln und Genossen ins gemachte Bett schieben, aber lasst uns diese kurze Freude einer duftenden Illusion. Liebe betrogene, vogelfreie Theater-Mohikaner, das sollte doch euren vormodernen Gutmenschen-Idealistenhirnen einleuchten, dass den Vereinigten Bühnen der saftige Geldbraten zusteht. Es wird ja nun EVITA wieder aus der Klamottenkiste gezaubert und entstaubt. Das geht ans Eingemachte. Ist doch EVITA, die einstige Gattin Perons und Herrscherin, das Vorzeigekultobjekt einer linken Diktatur, um nicht zu sagen Musical-Diktatur.

Wein-geistiges Niveau

Na bitte schön, das ist doch wirklich etwas ganz anderes als eine rechte Diktatur. Da sind sich die roten Kulturhäuptlinge einig, bei denen Kunst und Kultur mehr und mehr ein Mauerblümchen ihrer Politik geworden ist. Das ist verständlich, wo doch der verehrte Spieß-und-Spaß-Bürgermeister mit allen Händen und Kehlen vollauf damit beschäftigt ist, seine profunden Weinkenntnisse zu vertiefen. Das wird auch der Grund sein, dass es ihn sehr schmerzt, bei künstlerischen Verkostungen durch Abwesenheit zu glänzen. Es gibt eben einen feinen Unterschied zwischen einem geistigen und einem wein-geistigen Niveau. Dem haben wir es zu verdanken, dass der Saft in den Schläuchen der Stadtratsaufgaben sehr stark verdünnt wird. Das ist ja übelste Panscherei!

Wissenschaft, Kunst und Kultur, bisher vereint im Kulturamt, gehen jetzt unter im Ozean der Verschmelzung mit dem Sport, dem PID, dem Presse- und Informationsdienst, und standesamtlichen Agenden. Da sieht man, was den Sozialisten die Kultur wert ist. Ein Trauerspiel Shakespeare'schen Ausmaßes. Der Herr Stadtrat muss ja ein Titan, ein Gigant des politisch Machbaren sein. Welcher Teufel reitet da die untergehende Sonne des roten Wien? Selbstmord durch Ersticken mittels Kopf in den Sand stecken.

Andreas Mailath-Pokorny, der aufgrund besonderer Fähigkeiten und Größe, also richtigerweise Länge, erhaben war über die Probleme der Tiefen und Niederungen und so elegant die eigentlichen Probleme großzügig übersehen hat, ist nun, nach der Logik und der Liebe oder Schadenfreude seines Bürgermeisters, Herr über den Sport und das Heiraten. Und auch noch oberster Verweser des Presse- und Informationsdienstes der Stadt Wien, dessen Aufgabe es ist, die SPÖ an Kronen Zeitung und Heute zu verscherbeln. Um sich mit einem Füllhorn von Geld aus der Stadt- also Steuerkasse das eigene Grab zu schaufeln.

Diese Gehirnwäsche-Blätter nehmen zwar gierig das Geld und drucken Annoncen, schüren jedoch mit besonderer Hingabe rechten Populismus und treiben so der Strache-FPÖ voll Inbrunst die Wähler zu. Im Klartext heißt es, dass die letzten Reste der Sozial-Kleptokraten sich noch rasch das Verdienst auf ihre zerfledderten Fahnen heften, die Kultur gänzlich zu beseitigen, bevor es die blauen und braunen Kulturfeinde machen. (Hubsi Kramar, 22.12.2015)