Logik ist nicht alles: der alte Sherlock Holmes (Ian McKellen) in Bill Condons "Mr. Holmes".

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Eine Biene ist etwas ganz anderes als eine Wespe. Sherlock Holmes ist in Bill Condons Mr. Holmes zwar bereits 93 Jahre alt und hat seine berühmten Ermittlungen längst aufgegeben, auf feine Unterschiede legt er aber immer noch großen Wert. Geplagt von Altersdemenz, gedopt mit japanischem Pfeffer, versucht der ehemalige Detektiv seinen letzten Fall zu Papier zu bringen, an dessen Ende er sich nicht mehr erinnern kann. Dabei hätte auch der Sohn (Milo Parker) seiner Haushaltshilfe (Laura Linney) Interesse an dem Mysterium um eine unglückliche Ehefrau.

Condons Zugang zum Kombinationsgenie ist einerseits antiillusionistisch, als er uns den greisen Holmes als den wirklichen Menschen hinter dem Mythos verkaufen will. Mit Ian McKellen hat er dafür einen wunderbaren Darsteller auf der Plusseite, der schon durch kehlige Laute Autorität bezeugt.

Weniger geglückt ist die allzu konstruierte Erzählung mit forciertem Tiefgang. Dem überzeugten Logiker wird hier die Einsicht zuteil, dass manche Entscheidungen besser mit dem Herzen als mit dem Verstand getroffen werden. Holmes‘ kniffligster Fall ist er selbst. (kam, 24.12.2015)