Linz – Nichts hat das Jahr 2015 so sehr geprägt wie die für viele überraschend angewachsene Zahl von Flüchtlingen, die in unser (oder häufiger: durch unser) Land gekommen sind. Nur sechs Prozent der mehr als 400 wahlberechtigten Befragten in der aktuellen Market-Umfrage für den STANDARD glauben, dass dies bald vergessen sein könnte. Ganz ähnlich die Einschätzung des islamistischen Terrors. Der bleibt – zumindest im Gedächtnis.

Die heimische Innenpolitik verblasst im Vergleich zu diesen Themen. Die Steuerreform (deren Auswirkung viele Österreicher bereits auf dem Jänner-Gehaltszettel ablesen können) finden 69 Prozent der Befragten zum Vergessen – und das zieht sich durch alle Alters- und Bevölkerungsgruppen sowie durch alle Parteiwählerschaften durch.

Landtagswahlen? FPÖ? Da war doch was ...

Fragt man nach den vier Landtagswahlen des aktuellen Jahres, so werden diese als kaum bemerkenswerter als das Zerbröseln des Teams Stronach eingeschätzt – und das, obwohl eine dieser Wahlen der ÖVP einen zusätzlichen Landeshauptmannposten und eine zweite der SPÖ einen ungewohnten Koalitionspartner gebracht hat. Nämlich die FPÖ. An deren Erstarken wird man noch lange denken, sagt jeder zweite Wahlberechtigte – in der jüngsten Wählergruppe sind es deutlich mehr, unter den Wählern der Oppositionsparteien wird das Thema ebenfalls stärker wahrgenommen als bei denen der beiden Koalitionsparteien.

Schöner Sommer schlägt den Klimagipfel

Weit hinten in der Erinnerungsliste der Österreicher sind auch der Hypo-Untersuchungsausschuss und der Klimagipfel von Paris, der vor allem ältere, höher gebildete und/oder den Grünen zugeneigte Befragte nachhaltig bewegt hat.

Viel lieber (oder deutlicher) erinnert man sich an den langen, schönen Sommer und den folgenden warmen Herbst sowie an die Hilfsbereitschaft der Österreicher, die vor allem ältere und weibliche Befragte berührt – und erklärte FP-Fans mehrheitlich kaltlässt. (Conrad Seidl, 28.12.2015)