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Auf der "Liste der Schande" finden sich zahlreiche Prominente wie der ehemalige Real-Madrid-Präsident Lorenzo Sanz.

Foto: Reuters/SERGIO PEREZ

Sie liest sie sich streckenweise wie das Who's who der einst Reichen und Schönen: die Liste spanischer Steuerschuldner, welche die Steuerbehörde AEAT just vor den Weihnachtstagen veröffentlichte. Darauf scheinen 345 illustre Berühmtheiten, Stützen der Gesellschaft der 1980er- und 1990er-Jahre, Hauptverantwortliche in Korruptionsskandalen und Rekordpleiten, nebst 4.510 Unternehmen auf. Sie alle waren zum Stichtag 31. Juli 2015 dem Fiskus mindestens eine Million Euro schuldig.

In Summe liegen die Forderungen der AEAT bei mehr als 15,6 Milliarden Euro. Doch da mehr als 42 Prozent Außenstände (6,5 Milliarden Euro) im Konkurs befindliche Firmen betreffen, erachten es Ökonomen als unwahrscheinlich, dass deren Eintreibung möglich sei. Von Finanzminister Cristóbal Montoro (Partido Popular, PP) als "Liste der Schande" angedroht, soll diese Säumige an den Pranger stellen. Und potenzielle Sünder in spe abschrecken. Kritiker indes unken über jene Liste, die just um die Parlamentswahlen publiziert wurde, sie sei bloß ein Wahlkampfgag.

Altlasten aus Boomzeiten

Der überwundenen Krise zum Trotz, die ihre Wurzel im Platzen der Immobilienblase 2007 hatte, findet sich darauf eine Vielzahl der Altlasten von Bauunternehmen wie dem längst in Konkurs befindlichen Spitzenreiter Reyal Urbis (378 Millionen Euro) oder etwa dem Rekordpleitier Martinsa Fadesa (65 Millionen Euro) – einst mit dem "Boom" synonyme Firmen per se; nebst der Filiale der Luxusimmobilienmakler von Engel & Völkers auf Mallorca (1,8 Millionen Euro).

Aber auch Modelabels wie Victorio & Lucchino, Spitzensportler vom Kaliber des Motorradweltmeisters Dani Pedrosa, der immerhin 7,8 Millionen Euro an Steuerschulden angehäuft hat, oder Fußballvereine wie Racing de Santander oder Recreativo de Huelva. Hierzu gesellt sich auch der Expräsident von Real Madrid, Lorenzo Sanz, mit 1,4 Millionen Euro.

Die mit dem Exunternehmerbundchef und Rekordpleitier Gerardo Díaz Ferrán verknüpften Unternehmen Viajes Marsans, Spanair oder etwa AirComet durften ebenso wenig fehlen wie Staranwalt Mario Conde mit 9,9 Millionen Euro. Der Ex-Banesto-Präsident war verantwortlich für das iberische Bankendesaster der 1990er-Jahre und wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt. Einen Bruchteil davon verbüßte er.

Ob die "Liste der Schande" tatsächlich Wirkung entfalten wird, muss sich erst zeigen: Am 31. Juli 2016 soll eine aktualisierte Version veröffentlicht werden – sofern die PP dann in Spanien noch mit der Regierungsverantwortung betraut ist. (Jan Marot aus Granada, 27.12.2015)