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Die Open-Source-Bewegung prägt seit drei Jahrzehnten die Softwarewelt. Als einer ihrer Väter gilt Richard Stallman, der 1983 das GNU-Projekt zur Schaffung eines freien Betriebssystems und 1985 die Free Software Foundation gründete.

Ein anderer wichtiger Kopf der Bewegung ist Linus Torvalds, der das Betriebssystem Linux aus der Taufe hob. Auf Servern und Geräten ist es heute als Bestandteil des Internetzeitalters nicht mehr wegzudenken. Auf ihm fußt auch das weltweit erfolgreichste Smartphone-Betriebssystem Android. Und obwohl ihr damit längst eine tragende Rolle zukommt, war 2015 ein besonderes, großes Jahr für Open-Source-Software, argumentiert Wired.

Wendepunkt

"Es ist nicht nur ein Richtungsänderung, sondern ein Wendepunkt", erklärt dazu Brandon Keepers, Chef der Codehosting-Plattform Github. Ausgelöst wurde sie aber nicht nur durch unabhängige Entwickler-Communitys, sondern von Tech-Riesen wie Google, Apple oder Tesla Motors.

Ein neuer Altruismus hat Einzug gehalten. Große Unternehmen starten vermehrt Open-Source-Projekte oder geben den Quellcode von bisher streng gehüteter Software frei. Apple hat seine Programmiersprache Swift in die "offene Wildbahn" entlassen. Sie kann nun auch genutzt werden, um Software zu schreiben, die nicht mehr ausschließlich auf den Systemen des Tech-Konzerns aus Cupertino läuft. Ende 2014 hatte Konkurrent Microsoft bereits vorgelegt und beschlossen, sein .NET-Framework offenzulegen.

TensorFlow und OpenAI

Ähnliches sieht man auch im Bereich des Maschinenlernens. Google hat wichtige Teile seines TensorFlow-Algorithmus für die Allgemeinheit freigelegt. Die Software ist ein Kernelement vieler Dienste des Konzerns, von der Websuche über Google Now in Android bis hin zu selbstlenkenden Autos. Künstliche Intelligenz gilt als eines der wichtigsten Zukunftsfelder von IT-Technologie und Wissenschaft.

Tesla-Chef Elon Musk hat mit dem Investor Sam Altman das OpenAI-Institut ins Leben gerufen. Die Nonprofitorganisation verfügt über ein Startbudget von einer Milliarde Dollar und beschäftigt sich ebenfalls mit künstlicher Intelligenz – inklusive der Frage, wie man gefährliche Entwicklungen durch immer schlauer werdende Maschinen vermeiden kann. Alles, was bei OpenAI programmiert wird, soll ebenfalls als Open Source veröffentlicht werden.

Basis gelegt

Die scheinbare Großzügigkeit hat allerdings nur wenig mit karitativen Gedanken zu tun. Viel mehr wissen die Unternehmen, dass sie durch den Input unabhängiger Entwickler die Forschung beschleunigen und im Gegenzug auch selbst profitieren. Und natürlich werden längst nicht in allen Fällen sämtliche Bestandteile wertvoller Software offengelegt.

Nichtsdestotrotz deutet vieles darauf hin, dass heuer die Basis dafür gelegt wurde, Open Source zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Technikzukunft zu machen. (gpi, 28.12.2015)