Hamburg – Ein später Wintereinbruch hat Konsequenzen, das merken in diesen Tagen viele heimischen Wildtiere. "Bleiben Schnee und Frost aus, ist die Nahrungssuche für Wildschweine, Reh- und Rotwild sowie Sing- und Greifvögel einfach: Der Boden ist weich, die Insekten sind aktiver und manche Pflanzen beginnen bereits frisch auszutreiben", sagt Andreas Kinser, Forstexperte der Deutschen Wildtier Stiftung. "Doch es gibt nicht nur Vorteile. Ein später Wintereinbruch bringt Wildtiere, die jetzt schon wieder in den Frühlingsmodus wechseln, leicht aus dem Rhythmus."

Rehe und Rothirsche profitieren von warmen Wintertemperaturen. Es gibt noch immer genug zu fressen, ohne Anstrengung und lange Wege finden sie Äsung. Das sieht bei geschlossener Schneedecke anders aus: Dann müssen zarte Gräser erst mühselig mit den Läufen freigescharrt werden.

Bei Winter-Standvögeln wie Mäusebussard oder Schleiereule sieht es ganz ähnlich aus: Sie finden im warmen Winter mehr Mäuse, Blaumeise und Buchfink kommen leichter an die Pflanzensamen und -körner. Für den Eisvogel ist ein warmer Winter geradezu ideal: Er ist auf eisfreie Gewässer angewiesen, in denen er Fische fängt.

Insekten im Nachteil

"Zu den Verlierern gehören viele Insekten", so Kinser. Für Hummeln und andere Wildbienen ist ein später Wintereinbruch lebensgefährlich. Bleiben die Temperaturen zunächst ungewöhnlich warm, krabbeln Wildbienen zu früh aus ihren Überwinterungsquartieren. Doch dann ist die Nahrung noch knapp, denn die Vegetation hat sich kaum verändert und von Blüten und Nektar ist weit und breit nichts zu sehen.

Setzt der Winter dann verspätet ein, wird es für Bienen bedrohlich: Sie finden nichts zu fressen, um neue Kraft zu tanken und sterben. Für Wildtiere, die jetzt normalerweise im Winterschlaf sind, bedeutet ein warmer Winter einfach nur etwas Abwechslung im Schlafalltag: Igel und Fledermaus gehen bei warmen Temperaturen mitunter auf Nahrungssuche und schlafen schnell wieder ein, sobald die Temperaturen fallen. (red, 30.12.2015)