Betont, bisher nicht Nein zu einem Platz auf dem roten Ticket für die Präsidentschaftswahl gesagt zu haben: Noch-Sozialminister Rudolf Hundstorfer.

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Wien – Es ist wohl kein Zufall, dass SPÖ-Chef Werner Faymann den Sozialminister am Montag "ganz besonders" zur Neujahrstagung des SPÖ-Parlamentsklubs begrüßte. Dass Rudolf Hundstorfer für die Sozialdemokraten für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren wird, gilt als ausgemachte Sache – und im Unterschied zu Erwin Pröll, dem Doch-nicht-Kandidaten der ÖVP, leistet Hundstorfer zumindest öffentlich keinen Widerstand gegen die Idee. Gegenüber der APA betonte er am Montag gar, bisher nicht Nein gesagt zu haben.

Offiziell kürt die Partei ihren Kandidaten erst am Freitag. Doch im Hintergrund ist die SPÖ schon mit Vorbereitungen für einen Hundstorfer-Wahlkampf beschäftigt. Der wird jedenfalls nicht wie ein "klassischer Wahlkampf" von der Parteizentrale aus geführt, sondern von einem externen Team, wie Parteisprecher Matthias Euler-Rolle sagt. Dieses Team wird sich der Minister selbst zusammenstellen und von der Partei "Support aus der zweiten Reihe" erhalten, bestätigt SP-Geschäftsführer Gerhard Schmid dem STANDARD. Ein Personenkomitee wird dafür gerade aufgebaut. Das gelte freilich für jeden Kandidaten – Schmid möchte den Gremien nicht vorgreifen.

Regierungsumbildung wahrscheinlich

Hundstorfer selbst lässt sich das Pläneschmieden nicht anmerken und tritt vor den nach Wien angereisten roten Klub- und Regierungsmitgliedern, Landeshauptleuten und Bürgermeistern aus den Bundesländern ausschließlich als Sozialminister auf, schwingt keine präsidialen Allgemeinreden. Auch gegenüber der APA verweigerte er – scherzhaft – "sämtliche Aussagen". Offen für Hundstorfer sprach sich der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl aus. Er gehe davon aus, dass Hundstorfer als Präsidentschaftskandidat nominiert werde, sagte Niessl. "Er hat meine volle Unterstützung, er hat die Unterstützung der burgenländischen Sozialdemokratie, und ich denke, dass er sehr gute Chancen haben wird."

Bedeckt bezüglich seiner eigenen politischen Zukunft hielt sich Verkehrsminister Alois Stöger. Kolportiert wird, dass er Hundstorfer im Fall einer Kandidatur als Sozialminister beerben könnte. Tritt Hundstorfer an – und führt den Wahlkampf wie allgemein erwartet nicht parallel zum Ministerjob –, würde das in der roten Hälfte der Bundesregierung jedenfalls das Personalkarussell in Bewegung bringen. Die nötige Umbildung dürfte genauso wie der Präsidentschaftskandidat in den Parteigremien am Freitag beschlossen werden.

Schieder greift Khol an

SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder gab sich im Ö1-"Mittagsjournal" am Montag gelassen darüber, dass die ÖVP Andreas Khol in den Wahlkampf schickt. Ein Kandidat, den er unterstütze, sollte nicht für Schwarz-Blau stehen, meinte er. Es handle sich aber nicht um eine Lager- oder Parteien-, sondern eine Persönlichkeitswahl. Da gehe es auch darum, dass man schon in den eigenen Reihen erste Wahl sei, immerhin solle man ja auch erster Mann oder erste Frau im Staat sein, verkniff sich Schieder einen Seitenhieb nicht: "Khol war für die ÖVP die zweite oder dritte Wahl, das ist das, was ich mitgekriegt habe die letzten Tage – aber das ist nicht mein Problem, ich bin zum Glück nicht ÖVP-Funktionär." (Sebastian Fellner, 12.1.2016)