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Russland verzichtet auf Agrarprodukte aus Europa. Österreich konnte seine Exporte dennoch steigen.

Foto: AP/Alexander Zemlianichenko

Als extrem schwieriges Jahr bezeichnet Michael Blass, Geschäftsführer der Lebensmittel-Werbeagentur Ama-Marketing, das Jahr 2015: Laut der UN-Lebensmittelorganisation FAO sind die Preise für agrarische Rohstoffe in diesem Jahr weltweit um 20 Prozent zurückgegangen. Der Ausfall des Russland-Markts infolge des Handelsembargos habe zu einem Überangebot von Agrarprodukten in Europa geführt, und das wiederum drücke die Preise, sagte er anlässlich der Eröffnung der Grünen Woche, der weltgrößten Lebensmittelmesse, in Berlin. Augenfälligstes Beispiel für die gestörten Beziehungen: Russland, Jahr für Jahr einer der größten Aussteller bei der Messe, ist heuer nicht vertreten.

Dass das Überangebot auf dem EU-Markt nicht zu einem Minus in der österreichischen Agrarhandelsbilanz geführt hat, sondern die Exporte 2015 um 2,5 Prozent auf fast zehn Milliarden Euro gestiegen sind, ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Deutschland, der größte Abnehmer heimischer Lebensmittel, war mit plus vier Prozent auf 3,4 Milliarden Euro ein verlässlicher Abnehmer. Zum Vergleich: In Russland wurden in den ersten drei Quartalen 2014, also vor den Sanktionen, Waren im Wert von 150 Millionen Euro abgesetzt.

Hohe Nachfrage aus USA und Schweiz

Außerdem war die Nachfrage vor allem in jenen Ländern groß, deren Währungen im Vergleich zum Euro stark waren, wie zum Beispiel die USA und die Schweiz. Zudem zeigten sich die Exporte von Energydrinks und Fruchtsäften unbeeindruckt von den ansonsten sinkenden Erlösen der Branche. Fast 17 Prozent des Agraraußenhandels werden mit alkoholfreien Getränken gemacht – und nur 3,9 Prozent mit Alkoholika.

Der Exporterfolg ging zulasten der Spannen, wie das Verhältnis von exportierter Menge zu erlöstem Wert ergibt. Während die Menge um 5,2 Prozent stieg, waren es beim Wert "nur" 2,5 Prozent. Blass strich in dem Zusammenhang die Notwendigkeit hervor, neue Exportmärkte zu erschließen. Asien sei der neue große Hoffnungsmarkt. (Johanna Ruzicka aus Berlin, 15.1.2016)