Reinhold Entholzer wollte im Ring bleiben. Kantiger werden, deutlich mehr austeilen. Doch es war längst nicht mehr seine Show. Wie ein Boxer nach elfeinhalb Runden Prügel hing der seit 2013 an der Spitze der oberösterreichischen Landes-SPÖ stehende Gewerkschafter seit der desaströsen Wahlniederlage bei der Landtagswahl im Vorjahr in den Seilen. Immer wieder schwer getroffen von der bitteren Wahrheit: Die Macht der SPÖ im Industriebundesland Oberösterreich ist dahin.

Reinhold Entholzer war in den letzten Monaten maximal noch der Sparringpartner, der Sandsack. Bis jetzt der Linzer Bürgermeister zum finalen linken Haken ansetzte. Kein Taumeln mehr, der bisherige SPÖ-Chef schlägt auf dem harten Boden der Realität auf. In der Parteizentrale ertönt die Rundglocke. Aus. Vorbei. Viele der Genossen jubeln.

Entholzer muss gewusst haben, dass er angezählt ist. Die Kritik an seinem zu amikalen Führungsstil wurde schon vor der Landtagswahl immer lauter, die Rücktritts-Rufe nach der schweren Schlappe an der Urne waren eigentlich nicht mehr zu überhören.

Doch das Gewerkschafts-Leichtgewicht hielt an seiner fragwürdigen Taktik fest, ignorierte die Zurufe der Trainer, sondierte potentielle Gegner gleich vor dem "Kampf" aus – und stolperte letztlich über seine eigene Überheblichkeit. Wenn ein Parteichef nach dem historisch schlechtesten Wahlergebnis nicht einmal daran denkt, in den Gremien die Vertrauensfrage zu stellen, nicht ein Hauch der Kritik über rote Lippen kommt und das Ergebnis der beinharten Fehleranalyse lautet: "Eine Runde geht noch", dann ist das ein verheerendes Signal an die letzten getreuen Wähler. Der verzweifelte Versuch, die Parteispitze über Nacht im Alleingang umzukrempeln, brachte das rote Fass zum Überlaufen. Und die Genossen schickten den mächtigen Linzer Bürgermeister Klaus Luger in den Ring.

Der geplante Neustart beim heutigen Parteitag wurde zum Fehlstart, der rote Scherbenhaufen über Nacht um ein Vielfaches größer. An AK-Präsident Johann Kalliauer als interimistischer Parteichef wird es nun liegen, den Genossen ungeschönt die Wahrheit beizubringen: Der SPÖ Oberösterreich fehlt es an Schlagkraft. Und es wird viel schweißtreibendes Hinterhof-Training nötig sein, um je wieder in der Profiliga die Boxhandschuhe schnüren zu können. (Markus Rohrhofer, 16. 01. 2016)