Man muss kein verträumter Linker sein, damit einen angesichts der Zahlen, die Oxfam am Montag zu den globalen Eigentumsverhältnissen veröffentlicht hat, Wut überkommt. Laut der britischen Nichtregierungsorganisation verfügt eine Gruppe von 62 Superreichen über ein Vermögen, das jenem von 3,5 Milliarden Menschen entspricht. Die Ungleichheit hat in den vergangenen Jahren trotz aller Erfolge im Kampf gegen die globale Armut, die es unzweifelhaft gibt, zugenommen.

Nun ist es nicht neu, dass im Kapitalismus produktiv eingesetztes Vermögen, also Kapital, noch mehr Vermögen produziert und es deshalb eine natürliche Tendenz dazu gibt, dass Reiche immer reicher werden. Deshalb gibt es ja Steuern, um hier einen Ausgleich zu schaffen.

Aber auf Basis der Oxfam-Daten wird klar, dass global jedes Maß verlorengegangen ist. Die Ausgleichssysteme versagen. Denn die meisten der Superreichen haben ihr Vermögen nicht in irgendwelchen diktatorisch regierten Ländern mithilfe unlauterer Methoden angehäuft. Im Gegenteil, sie profitieren von Erlösen und Wertsteigerungen ihrer Investments, besonders im Finanzsektor.

Ebenso wie in den USA ist dies in Südamerika, Russland und in Europa der Fall. Auch hier ist es also höchste Zeit für eine breite Debatte über Verteilungsgerechtigkeit. Die zwei zentralen Fragen dabei lauten: Wie kann man Steueroasen trockenlegen und Vermögen gerechter besteuern? (András Szigetvari, 18.1.2016)