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Keine Angst, diese Kakerlaken-Invasion ist nur gestellt: Eine Schauspielerin agiert in einem New Yorker "Spukhaus für Erwachsene", einer Attraktion für Touristen abseits des Üblichen. Unsere tatsächlichen Mitbewohner sind meist viel unauffälliger.

Foto: REUTERS/Mike Segar

Raleigh – Laut einer aktuellen Studie sind in einem einzelnen Haushalt im Schnitt etwa 100 verschiedene Arten von "Krabbeltieren" unterwegs – zumindest in den USA. Neben Fliegen und Käfern seien vor allem Spinnen, Ameisen und Bücherläuse typische Mitbewohner, berichten Forscher im Fachjournal "PeerJ". Immerhin: Schädlinge sind nur die wenigsten der kleinen Mitbewohner.

Die Untersuchung

Komplett frei waren nur fünf von für die Studie mehr als 550 untersuchten Räumen: vier Bade- und ein Schlafzimmer. Die Wissenschafter um Matt Bertone von der North Carolina State University in Raleigh hatten in der Stadt und ihrer Umgebung 50 freistehende Häuser mit insgesamt 554 Zimmern nach kleinen Lebewesen durchstöbert. Nur sichtbare Flächen, gut zugängliche Ecken unter Schränken eingeschlossen, wurden abgesucht.

Alle aufgespürten Gliederfüßer (Arthropoden) wurden erfasst, egal ob lebend oder tot. Dieser großen Tiergruppe gehören unter anderem die Insekten, Tausendfüßer, Spinnentiere und Krebstiere an – auch letztere sind in Form von Asseln typische Mitbewohner. 32 bis 211 optisch klar unterscheidbare Arten fanden die Forscher in den einzelnen Häusern, im Durchschnitt waren es um die 100. Insgesamt wurden 579 verschiedene Spezies erfasst.

Oft nicht bemerkt

"Unsere Häuser bieten viel mehr Biodiversität, als die meisten Leuten denken", wird Bertone in einer Mitteilung zur Studie zitiert. "Wir stellen uns unser Zuhause oft als sterile Umgebung vor, aber das ist sie nicht." Unser Lebensraum sei auch der vieler anderer Arten – nur gebe es meist kaum Berührungspunkte und die Mitbewohner würden gar nicht bemerkt. Haubennetzspinnen (Theridiidae) zum Beispiel wurden demnach in allen Häusern und in zwei Dritteln aller Räume gefunden. Immer im Haus zu finden waren zudem Speckkäfer, Gallmücken und Ameisen, fast immer gab es Bücherläuse und Trauermücken.

Auch versehentliche Besucher wie Kleinzikaden (Cicadellidae) wurden erfasst. Viele der gefundenen Arten lebten nicht ständig in den Haushalten, sondern seien von draußen ins Haus gelangt, etwa in Blumensträußen, erklärt Bertone. In der Wohnung lebten sie dann meist nicht mehr lange. Als ein weiteres Beispiel dafür führen die Wissenschafter die Gallmücken an, die sich von Pflanzen außerhalb der Häuser ernähren.

Schädlinge in der Minderheit

Zu den wenigen Schädlingen, die die Forscher aufspürten, zählten diverse Schabenarten wie die Rauchbraune Großschabe (Periplaneta fuliginosa) und die Amerikanische Großschabe (Periplaneta americana). Sie kamen in knapp drei Vierteln der Haushalte vor. Seltener waren Termiten (28 Prozent der Häuser), Flöhe (zehn Prozent) und die Deutsche Schabe (Blattella germanica, sechs Prozent).

"Die überragende Mehrheit der Gliederfüßler, die wir in den Häusern fanden, waren keine Schädlinge, sondern friedliche Mitbewohner", betont Bertone. Lästige Arten wie Staubmilben, Silberfischchen oder Kleidermotten habe es allerdings durchaus im Großteil der Häuser gegeben. Bettwanzen waren nicht darunter.

Die Forscher wollen ihre Analyse nun ausweiten. "Wir wollen auch in anderen Gegenden der USA Proben nehmen und erwarten da auch Unterschiede", sagt Bertone. Viele der Arthropoden seien aber weit verbreitet – in den USA und der ganzen Welt. "Sie reisen seit Jahrhunderten mit den Menschen mit." Mitautorin Michelle Trautwein will die Rolle der Krabbeltiere im "Ökosystem Haus" untersuchen: "Haben sie mikrobielle Organismen, die unsere Gesundheit zum Guten oder Schlechten beeinflussen?" (APA, red, 19. 1. 2016)