Pessimistische Blicke beim Auftakt in Davos.

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Seine Einschätzungen werden zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums in Davos immer mit Spannung erwartet: Seit der US-Ökonom Nouriel Roubini 2007 die Finanzkrise und die folgende Rezession korrekt prognostizierte, gilt er als eine Art Kassandra der Weltwirtschaft. Heuer nutzte er die Davos vorgelagerte Digitalkonferenz DLD in München für seine Vorschau auf 2016. "Die schlechte Nachricht: Die Wirtschaft lahmt. Die gute Nachricht: Es wird keine Rezession und keine Finanzkrise geben." Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer globalen Rezession komme, schätzt Roubini auf 20 Prozent.

Roubini wurde aber einmal mehr seinem Spitznamen "Dr. Doom" (Dr. Untergang) gerecht. In zwei bis drei Jahren drohe eine wirklich große Krise – zumindest an den Börsen. "Schon 2016 wird kein gutes Jahr für Aktien."

Pessimistische Manager

Diese eher pessimistische Einschätzung teilen Topmanager. Jedes Jahr veröffentlicht die Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) zum Auftakt der Gespräche in Davos ihre Umfrage unter mehr als 1.400 Managern. Das Fazit: Weltweit hat sich die Stimmung unter Topmanagern in den vergangenen zwölf Monaten deutlich verschlechtert. Nur noch ein Viertel der Unternehmenslenker rechnet in den nächsten zwölf Monaten mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum, vor einem Jahr waren noch 37 Prozent optimistisch.

Einer der Gründe für die Verunsicherung auf den Weltmärkten ist die Entwicklung in China. Roubini prophezeite eine harte Landung, aber Peking bekomme die Lage in den Griff. Der niedrige Ölpreis sei zwar gut für Konsumenten, aber ein Signal für die Schwäche der Weltwirtschaft. "Sie wird auch im ersten Quartal 2016 kaum wachsen." Der US-Ökonom sieht die Lage in der Eurozone und insbesondere in Griechenland keineswegs als entschärft an. "Der Grexit ist nur verschoben, und bald stimmen die Briten über den Ausstieg aus der EU ab."

Technologie kostet Jobs

Roubini befürchtet mehr soziale Krisen. Die Hälfte der Jobs in den USA könnte in den nächsten zehn Jahren durch Technologie ersetzt werden. Er skizzierte damit ein negativeres Szenario als das Weltwirtschaftsforum, das zum Auftakt eine Studie präsentierte, die sich mit den Auswirkungen der sogenannten Vierten Industriellen Revolution beschäftigt hatte. Das Ergebnis: In den 15 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern werden bis 2020 rund 5,1 Millionen ihren Job durch moderne Technologien verlieren. Frauen sind von dieser Entwicklung deutlich stärker betroffen als Männer. Dabei ist die Arbeitslosigkeit 2015 bereits auf 197,1 Millionen Menschen gestiegen – nahezu eine Million mehr als im Vorjahr, teilte die Internationale Arbeitsorganisation ILO in ihrer am Dienstag in Davos veröffentlichten Studie mit.

Rund 2.500 Politiker und Manager kommen heuer nach Davos. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden nach den Anschlägen von Paris weiter verschärft, mehr als 6.000 Polizisten und Soldaten sind im Einsatz. (Alexandra Föderl-Schmid aus Davos, 20.1.2016)