"Ich wohne mit meiner Freundin Christiane, die im Bereich der Trendforschung tätig ist, in einem Loft im 18. Bezirk. Die Wohnung liegt unweit des Gürtels, also in einem sehr urbanen Teil von Währing. Eine Zeitlang hatten wir eine Maus als Mitbewohnerin. Die friedliche Koexistenz war allerdings enden wollend, und wir haben uns von ihr getrennt.

Neue-Wiener-Werkstätte- und Kapo-Chef Stefan Polzhofer mit seiner Lebensgefährtin Christiane Varga und Hündin Gretchen, die dann und wann von den beiden "gesittet" wird.
Foto: Lisi Specht

Trotz der Nähe zum Gürtel haben wir es angenehm ruhig, denn das Loft befindet sich in einer Innenhofsituation. Einst war hier die Produktionsstätte der Firma Jodlbauer untergebracht, die ihre Polstermöbel seit 1969 unter der Marke Wiener Werkstätte auf den Markt brachte. Die Produktion befindet sich heute für alle Produktgruppen aus unserer Manufaktur im steirischen Pöllau, wo ich in der Regel von Montag bis Donnerstag bin.

Christiane hat also die halbe Woche eine Ruhe von mir. Das ist schon ein Thema, denn gerade in einem Loft ist es naturgemäß schwierig, Rückzugsorte zu schaffen, noch dazu, da ich eine echte Nachteule bin, während Christiane lieber früher zu Bett geht. Das heißt, ich bin schuld, wenn sie nicht ausgeschlafen ist. Wir sind beide sehr viel unterwegs, Wohnen bedeutet für uns Fokus, Resonanz und Verankerung von Persönlichkeit.

Die Wohnung ist also sehr offen, das Herzstück ist der Küchenbereich mit seinem großen Esstisch. Und das Sofa natürlich. Das Bett ist nur durch einen großen Schrank vom Raum abgetrennt. Wirklich extra liegen lediglich das Bad sowie eine kleine Bibliothek mit Schlafsofa. Durch diese Offenheit ist man gezwungen, Ordnung zu halten. Es gibt kein Kammerl, in das man alles hineinstopfen kann.

Ich sag immer: In einem Loft kann man nur sehr ordentlich oder sehr unordentlich wohnen. Dazwischen gibt's nix.

Das Loft misst 120 Quadratmeter, auf dem Dach gibt es eine Dachterrasse in derselben Größe. Klar ist uns bewusst, dass dieser Raum ein großer Luxus ist. Für zwei Personen ist das natürlich mehr als ausreichend. Der Raum wird dann und wann aber auch diversen Patchworksituationen gerecht. Sowohl mein 20-jähriger Sohn Maximilian als auch die Hündin Gretchen, die wir dann und wann sitten, haben bei Besuch genügend Platz.

Eingerichtet ist die Wohnung sehr modern. Christiane war es, bevor sie eingezogen ist, ein Stück weit zu cool. Die Möbel stammen aus unserer eigenen Produktion. Das hat nichts mit Konkurrenzdenken zu tun. Der Grund liegt darin, dass ich einfach die gesamte Geschichte eines Möbelstücks kenne und schätze. Das fängt bei den Holzhändlern an, geht über die Handwerker und reicht bis zu den Designern. Mir ist wichtig, dass ein Möbelstück seine handwerkliche Seele ausstrahlt. Besonders gern hab ich übrigens unsere Kaminverkleidung, die von Wolfgang Joop entworfen wurde. Ich bekomme die Möbel übrigens nicht geschenkt, falls das jemand glaubt.

Klassischen Wohntraum haben wir keinen, wir sind mit unserer Situation sehr happy. Christiane wünscht sich hin und wieder, am Wasser zu wohnen. Ich denke, dieser klischeehafte Wunsch nach einem Ferienhäuschen auf Mallorca hat sich ein Stück weit überlebt. Die Menschen legen heute mehr Augenmerk darauf, die eigenen vier Wände schöner zu gestalten. Schließlich verbringen sie in ihnen sehr viel Zeit. Hab ich eine Wohnung auf Mallorca oder sonst wo, bedeutet das eine große Verantwortung, ganz abgesehen vom finanziellen Aufwand. Außerdem hat sich auch das Freizeit- und Konsumverhalten sehr verändert. Und Airbnb gibt es mittlerweile auch, das schafft ebenfalls neue Möglichkeiten." (25.1.2016)