Begehrte Büste: 1931 schuf Picasso dieses Abbild seiner Geliebten Marie-Thérèse Walter.

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An Kuratoren-Maßstäben orientiert darf man Pablo Picasso durchaus als Gassenfeger bezeichnen. Seinem OEuvre gewidmete Ausstellungen liegen bei Besucherzahlen stets an der Spitze. Die Bilanz der noch bis 7. Februar im Museum of Modern Art (New York) anberaumten Retrospektive zum dreidimensionalen Schaffen wird mit Spannung erwartet. Die in Kooperation mit dem Musée national Picasso (Paris) konzipierte Schau vereint 140 Skulpturen aus institutionellen und privaten Sammlungen. Eine Gipsbüste seiner Geliebten Marie-Thérèse Walter, die das Cover des Kataloges ziert, steht derzeit im Mittelpunkt eines Kunstmarkt-Disputs. Denn den New York Times zufolge wurde das Unikat von Maya Widmaier-Picasso, der 80 Lenze alten Tochter aus oben genannter Verbindung, zwei Mal verkauft: zuerst im November 2014 für 42 Millionen Dollar an ein Händlerkonsortium, dann im Mai 2015 für 105,8 Millionen Dollar Larry Gagosian.

Rückblende ins Jahr 2011: Gagosian hatte eine Ausstellung ausgerichtet, in der die Büste zu sehen war. Ein Verkauf stand für Maya damals nicht zur Debatte, laut dem Galeristen habe es Anträge in der Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar gegeben. Als Mayas Tochter Diana vom Verkauf an das Händlerkonsortium "Connery Pissaro Sedoux SA" erfuhr, erinnerte sie ihre Mutter an das einst mehr als doppelt so hohe Angebot. Also wurde die Anzahlung von sechs Millionen retourniert, der Verkauf über eine Anwältin im April 2015 für nichtig erklärt.

Der Haken: Der Deal war von Mayas Sohn Olivier eingefädelt worden, und das geschäftlich zwischenzeitlich separierte Händlerkonsortium hatte die Skulptur wiederum an Pelham Holding weiterverkauft. Sie gehört Guy Bennett, der seit Dezember 2014 als Chefeinkäufer der "Kataris" fungiert. Er beharrt, die Skultpur namens des Ehemannes Sheikha Al-Mayassas, der kunstsinnigen Tochter des Emirs von Katar, rechtmäßig erworben zu haben.

Ein Anspruch, den er gegen die Verkäuferin und das Händlerkonsortium juristisch in der Schweiz durchzusetzen versucht. Über ein französisches Gericht wollte Pelham laut Bloomberg eine Beschlagnahme in New York erwirken und bemühte im November ein New Yorker Gericht. Gagosian, der bislang 79,7 Millionen Dollar (75 Prozent des Kaufpreises) bezahlte, sieht sich gleichfalls im Recht. Kein Wunder, hat er die Büste doch längst an einen New Yorker Sammler verkauft. (Olga Kronsteiner, 23.1.2016)