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In Rom und anderen italienischen Städten wurde für die Einführung eingetragener Partnerschaften demonstriert.

Foto: ap/Andrew Medichini

Rom/Vatikanstadt – Bei landesweiten Kundgebungen haben am Samstag tausende Menschen in 80 italienischen Städten für die Einführung eingetragener Partnerschaften demonstriert. Sie wollten damit einen Gesetzesentwurf unterstützen, der kommende Woche im Senat erstmals diskutiert wird. Damit sollen erstmals homo- und heterosexuelle Lebenspartnerschaften standesamtlich registriert werden können.

Dem Entwurf zufolge sollen Rechte und Pflichten gleichgeschlechtlicher Paare an jene heterosexueller Eheleute angeglichen werden – ohne das Siegel der Ehe. Homosexuelle in eingetragenen Partnerschaften sollen den Namen des Partners übernehmen sowie dessen leibliche Kinder adoptieren können, wenn diese keinen weiteren anerkannten Elternteil haben. Im Todesfall soll es zudem eine Rente für den Witwer oder die Witwe geben. Die sogenannte "Stepchild Adoption", also die Möglichkeit eines der Partner, das Kind des anderen zu adoptieren, ist zurzeit in Italien besonders umstritten.

Katholischen Verbände halten dagegen

Die größten Kundgebungen fanden in Rom und in Mailand statt. Die DemonstrantInnen hielten Wecker in der Hand und skandierten: "Italien, wach auf, es ist Zeit". Sie schwenkten dabei Fahnen in Regenbogenfarben. In Rom versammelten sich die DemonstrantInnen vor dem Pantheon und skandierten Slogans für eingetragene Partnerschaften. In Mailand fand die Demonstration auf dem Platz vor dem Scala-Theater statt.

"Ein Gesetz über eingetragene Partnerschaften ist notwendig", sagte Premier Matteo Renzi. Er respektiere sowohl die ItalienerInnen, die sich am Samstag an den landesweiten Kundgebungen beteiligen, als auch jene, die bei dem am 30. Jänner von katholischen Verbänden ausgerufenen "Familientag" in Rom dabei sein werden. Die katholischen Verbände wollen bei der Demonstration die auf der Ehe aus Mann und Frau basierende Familie verteidigen.

Wegen der heiklen Frage der eingetragenen Partnerschaften gerät der Sozialdemokrat Renzi auch parteiintern unter Druck. 30 katholische SenatorInnen seiner Demokratischen Partei (PD) forderten eine Revision des Gesetzesentwurfs zu eingetragenen Partnerschaften. Sie verlangen die Streichung jenes Gesetzesartikels, der beim Erbrecht oder bei den Rentenansprüchen die Zivilunion explizit mit der Ehe gleichstellt.

Keine gesetzliche Anerkennung

Zu den eingetragenen Partnerschaften hatte sich am Freitag auch der Papst geäußert. Der Heilige Vater hatte in einer vom Vatikan veröffentlichten Rede an die Richter des Kirchengerichtshofes "Rota Romana" klar vor einer Gleichstellung der traditionellen, auf der Ehe basierenden Familie mit anderen Formen von Partnerschaften gewarnt.

Italien ist das einzige große westeuropäische Land, in dem es bisher keine gesetzliche Anerkennung homosexueller Partnerschaften gibt. Pläne, eingetragene Partnerschaften einzuführen, scheiterten bisher am Widerstand der katholischen Kirche. (APA, 25.1.2016)