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Nach wie vor sind tausende ungesicherte Webcams online – und lassen sich dank verschiedener Plattformen leicht aufspüren.

Insecam filtert nach eigenen Angaben private Kameras heraus, das funktioniert aber längst nicht zuverlässig.

Foto: Screenshot

Webcams sind praktisch. Sie ermöglichen Videotelefonie, die Aufnahme von Vlogs für Youtube und Co und lassen sich auch als Video-Babyfon oder Überwachungskamera verwenden. In puncto Sicherheit gibt es bei einigen Herstellern jedoch Aufholbedarf, wie anhand teils massiver Lücken in den vergangenen Jahren mehrfach aufgezeigt wurde.

Trotzdem scheint sich nicht all zu viel geändert zu haben. Nach wie vor verbinden sich zig tausend der Geräte regelmäßig ins Internet, ohne dabei ausreichend vor Fernzugriff geschützt zu sein. Dabei ist es für Außenstehende gar nicht so schwierig, einen Blick in fremde Schlafzimmer oder andere private Räumlichkeiten zu erhalten. Zwei Plattformen im Netz sorgen dafür, dass der Zugriff nur wenige Klicks entfernt ist.

Kamera-Verzeichnis

Die erste stammt aus Russland und heißt Insecam, schreibt die "Zeit". Angeboten werden nicht nur Fotoupdates, sondern sogar Videostreams. Das hat in der Vergangenheit bereits für einige Aufregung um das nach eigenen Angaben größte globale Webcam-Verzeichnis gesorgt.

Die Betreiber versprachen daraufhin, Kameras auszufiltern, die Bilder aus Privatbereichen liefern. Wer sich kurz durch das nach Ländern und Aufstellungsumfeld sortierte Angebot klickt, wird aber schnell feststellen, dass die Kontrollmechanismen längst nicht lückenlos funktionieren. Denn neben Überwachungskameras aus Geschäften oder Agrarbetrieben finden sich dort auch Privateinfahrten und auch die eine oder andere Räumlichkeit, die offenbar zu einer privaten Wohnung gehört.

Unsichere Konfigurationen

Viele der angesteuerten Kameras stammen vom Hersteller Foscam. Während ein Teil davon wohl mit Absicht frei abrufbar ist, dürften andere ohne Wissen der Betreiber aus dem Netz zugänglich sein. Zuletzt waren Anfang 2014 gröbere Sicherheitsprobleme rund um Produkte des Herstellers bekannt geworden. Abseits von Lücken werden Webcams aber auch oft mit problematischen Standard-Einstellungen ausgeliefert.

IoT-Suchmaschine

Die Suchmaschine Shodan beherrscht seit kurzem ebenfalls das Aufspüren von ungesicherten Webcams. Ist das jeweilige Gerät schlecht konfiguriert oder mit Sicherheitsmängeln behaftet, lässt sich theoretisch sogar die Steuerung übernehmen. Die Seite an sich dient eigentlich zum Aufspüren von vernetzten Geräten aller Art und existiert seit 2009.

Sicherheitsexperte konnten über den Service bereits erfolgreich nutzen, um industrielle Steuersysteme zu finden, die nicht ausreichend abgesichert waren. Der Betreiber John Matherly hält fest, dass die Suchmaschine ein Beitrag zur Debatte rund um Privatsphäre und Sicherheit im "Internet of Things"-Zeitalter sein solle. Wer Böses im Sinne hat, benötige Shodan dafür nicht.

Der Name des Services, so erläutert Gulli, leitet sich übrigens aus dem Videospiel "System Shock" ab, in dem ein gleichnamiges Computersystem das Ziel verfolgt, die Menschheit zu vernichten.

Hersteller und Verbraucher in der Pflicht

Dass es hier Nachholbedarf gibt, bestätigt gegenüber der "Zeit" auch ein Experte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Er bemängelt, dass Hersteller bei der Entwicklung von Geräten vorrangig auf den Preis achten würden und dafür Sicherheit vernachlässigten.

Gleichzeitig mangele es aber auch den Nutzern an Kenntnis und Bewusstsein. Oft seien sie sich etwa nicht im Klaren, dass ihre Produkte nicht hunderprozentig sicher seien und man regelmäßig Firmwareupdates einspielen sollte. Dazu fehle es auch an Wissen darüber, wie man sie am besten konfiguriert. (gpi, 27.01.2016)