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Der österreichische Künstler Padhi Frieberger im "Padhiland": Leben und Kunst verschmolzen bei ihm zu einem einzigartigen, eigenartigen Gesamtkunstwerk.

Foto: Peter Korrak / Lucky Look / picturedesk.com

Wien – Fast möchte man glauben, das Wort "unangepasst" sei überhaupt erst eigens für ihn erfunden worden: Padhi Frieberger gehörte zwar zum innersten Kreis österreichischer Avantgarde. Doch er hielt eisern Sicherheitsabstand zur Kunstversteherbussigesellschaft, entzog sich radikal der Geschäftigkeit des Kunstmarktes, dessen Regeln und Gesetzen. Der Verführung des schnellen Erfolgs erlag er nicht. "In Wien gibt es eine Gruppe von Banausen, die akkurat Galerien betreiben, nur um die Moral zu zerstören, die die Moderne manifestiert hat. Die tun so, als ob. Das ist ein fortgeschrittener Zerstörungstrieb", sagte er beispielsweise in Fritz Kleibels Dokumentation Padhiland 1.

Seit den frühen 1950er-Jahren, als er an der Adria einen Kilometer lang Ufersteine blau, rot und weiß bemalte, um die "Reaktionen der Neurotiker" zu testen, wucherte und wuchs sein großes künstlerisches Werk. Autonom, anarchisch, hochpolitisch – und immer mit feinem Humor. Seine Kunst war ihrer Zeit stets um Jahrzehnte voraus. Frieberger, der 1954 mit Maria Lassnig zusammenlebte, verschickte Mail-Art, lange bevor man überhaupt einen Begriff dafür hatte.

Bahnbrechend auch seine inszenierten Fotografien, denen er Titel gab wie Trommelfeuer gegen Schaumschläger und Schastrommler. Er erklärte mit seinen Skulpturcollagen aus Found Objects, Alltagsgegenständen, Flaggen, Instrumenten, Tisch- und Sesselruinen, Farbpinseln Das Ende der Staffelmalerei, thematisierte Justizirrtum und Todesstrafe und ironisierte die österreichische Vergangenheitsseligkeit mit einem Scheißbraunen Lipizzaner.

Aus Bodenbrettern zimmerte Frieberger Selbstporträts; er schrieb kluge Aphorismen; er jazzte, aktionierte, malte, zeichnete. Er züchtete Tauben, besetzte die Arena und die Hainburger Au. Kunst und Leben verschmolzen zu einem einzigartigen, eigenartigen Universum, zu seinem Padhiland. Nicht was, sondern wie man es tue, definiere Kunst, sagte er einmal.

Abwehr gegen Establishment

"Er kann vermeintlich verfahrenen Situationen Flügel verleihen. Er kann mit einem Stück Holz zeigen, dass Grenzen unbedingt überschritten werden wollen. Die Situation ist sein Material, deren Lösung das Produkt", fand der Kunstkritiker Markus Mittringer die vielleicht trefflichste Beschreibung für Frieberger und sein Werk.

Vieles, das meiste, entstand aus Friebergers Abwehrhaltung gegen das Establishment. Und das wiederum rächte sich und ließ ihn links liegen. Die Liste der Ausstellungen ist folglich schütter. Erst 1981 fand die erste Präsentation in der Wiener Galerie Hummel statt.

Es gehört zu den Verdiensten des damaligen Mak-Direktors Peter Noever, dass er Frieberger 2007 erstmals in einem Museum präsentierte. Der Titel Ohne Künstler keine Kunst war wohl auch als Aufforderung gemeint: Frieberger, der seinen wenigen Vernissagen meist lieber ferngeblieben war, erschien tatsächlich zur Eröffnung. "Padhi Frieberger mag stur sein, verkrustet ist er nicht", schrieb Mittringer. 2011 ehrte ihn das Forum Frohner in der Kunsthalle Krems. Zehn Jahre vorher, 2001, hatte Frieberger den Preis der Stadt Wien für Kunst bekommen. Das war's dann aber auch schon mit der öffentlichen Wahrnehmung und Anerkennung.

Wer hat das letzte Wort? nannte Frieberger seine Aphorismussammlung, in der er sich über Spießer und Geldmacher mokiert. Der Erscheinungstermin dieser Sammlung ist unbekannt. Auch Geburtsort und -jahr des Widerstandsgeistes sind nebulös. Er sei, heißt es, 1931 in Wien geboren; andere Quellen sprechen von 1929 und Krems. Nun wollte er, in seinem allerletzten Wort, auch seinen Tod zumindest bis nach dem Begräbnis geheimhalten: nur keine tränengetränkten Grabreden von offizieller Kulturstelle!

Padhi Frieberger starb am 9. Jänner 85-jährig in Wien. (Andrea Schurian, 27.1.2016)