Gefaltete, gepresste Landkarten: "Mappings" von Michael Kos.

Foto: Michael Kos

Klagenfurt – Das Europa der Regionen hat zurzeit keine Konjunktur. Nationalstaatliche Interessen, Umzäunung der Hoheitsgebiete und die Wiedereinführung von Grenzkontrollen rücken in den Vordergrund. Da ist es bemerkenswert, wenn eine Ausstellung daran erinnert, dass sie selbstverständlich weiter existieren, die Regionen, und zwar viel unkonstruierter als die Farbverteilung auf der Europakarte. Am Beispiel von 28 künstlerischen Positionen belegt der Kunstverein Klagenfurt jetzt gleichermaßen verdienstvoll wie überzeugend die Existenz des slowenisch-kärntnerischen Kulturraums.

Von der politisch eingefärbten Landkarte zurück zur Vorstellung einer realen Landschaft, so lässt sich vielleicht eine der Ideen beschreiben, die der Villacher Michael Kos mit seinen Collagen aus gefalteten, dicht aneinandergepressten Landkarten verbindet. Bei allen Unterschieden in der Technik stehen diese mappings in interessanter Beziehung etwa zu den Schwarzwassern von Karl Vouk – mit Kohlezeichnung bearbeiteten Fotos – oder den fotografisch eingefangenen Hautlandschaften der Klagenfurterin Eva Asaad. Auch aus dem Tafelbild Das Fenster von Anja Jercic Jakob oder der großformatigen Blattwerk-Dekomposition von Lucija Stramec, beide leben in Slovenj Gradec, scheinen sich subkutane Nervenstränge durch die ganze Schau zu ziehen.

Slowenisch-kärntnerischer Kulturraum

Nicht dass man Maria Lassnigs Einfluss auf die slowenische Kunst festmachen könnte, obwohl sogar das in manchen Arbeiten der jungen Katja Felle (geb. 1988, Slovenj Gradec), aber auch in den sehr aus dem Inneren schöpfenden Formfindungen, etwa Wolke, des Klagenfurters Ulrich Plieschnig möglich scheint. Nicht dass der für die slowenische Kunst bezeichnende "dunkle Modernismus" (Tomaz Brejz) im Kärntner Kunstschaffen sofort zutage träte, obwohl auch er in dem einen oder anderen Beitrag behauptbar wäre.

Wie Slowenien und Kärnten als uralte gemeinsame Lebensräume weit vor der Nationalstaatlichkeit schon jahrhundertelang verbunden sind, wie sie sprachlich durchmischt sind, wie sie einander in ihren Volksliedern emotional ganz nahe verblieben sind – so sind sie auch in der bildenden Kunst, zu der sie eine besondere Neigung haben, bis heute anscheinend gegenseitig ihre nächsten Angehörigen. Das zeigt diese Ausstellung. (Michael Cerha, 31.1.2016)