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Hetzt gegen Flüchtlinge, aber auch gegen die "Eliten", zu denen sie sich selbst nicht zählt: Pegida-Frontfrau Festerling.

Foto: epa/kahnert

Wien – Auch heuer fanden sich prominente Vertreter radikal-rassistischer Bewegungen Europas auf dem FPÖ-Akademikerball ein. So besuchte auch Tatjana Festerling, eine der Führungsfiguren der deutschen Pegida-Bewegung, den Burschenschafterball. Gegen Festerling, die der Rechtspartei Alternative für Deutschland (AfD) zu rechts war und die deswegen ihr AfD-Engagement beendete, läuft in Deutschland ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung, Verleumdung und Aufrufen zu Straftaten: Man möge "zu Mistgabeln greifen und diese volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parlamenten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern prügeln", hatte sie in einer Ansprache gerufen.

Gegen Geflüchtete, Schwule und Lesben

Hetze gegen Flüchtlinge, Muslime, Lesben und Schwule gehört zum Standardrepertoire der Wahldresdnerin, die einmal öffentlich damit liebäugelte, in Deutschland wieder eine Mauer hochzuziehen – "aber diesmal so richtig hoch". Einmal ging sie mit hetzerischen Aussagen gegen Asylsuchende selbst der diesbezüglich sonst eher laschen Facebook-Policy zu weit und durfte sieben Tage lang nichts online stellen. Danach postete sie munter weiter. Auch am Morgen nach dem Akademikerball präsentierte sie sich in sozialen Medien mit einem Foto mit dem früheren FPÖ-Politiker Andreas Mölzer, mit dem sie "politische Gespräche" geführt habe.

Großungarn-Fantasien

Ebenfalls zu Gast in der Hofburg war der ungarische Rechtsaußenpolitiker László Toroczkai, der wegen nationalistischen Aufwiegelns in Serbien, der Slowakei und Rumänien mit einem vorübergehenden Einreiseverbot belegt wurde. Der Bürgermeister der ungarisch-serbischen Grenzgemeinde Ásotthalom machte sich im Herbst mit einem schwülstigen Propagandavideo, das Flüchtlinge abschrecken sollte, nach Ungarn zu kommen, einen Namen. Rechtsextremismusforschern war der überzeugte Antisemit als Gründer der rechtsextremen Großungarn-Bewegung "64 Gespanschaften" (HVIM) aber schon davor ein Begriff.

Nach seinem Wien-Besuch erwähnte auch Toroczkai auf Facebook stolz, auf der größten Veranstaltung der österreichischen Nationalen eingeladen gewesen zu sein – ungeachtet der Tatsache, dass es nicht patriotische Kräfte, sondern die deutschnationale Burschenschaft Olympia war, deren Einladung er gefolgt war.

Jobbik in Wien

Auch ein Vertreter der ungarischen Jobbik-Parteijugend rühmte sich auf Facebook mit Ballfotos, die ihn gemeinsam mit Identitären-Obmann und Burschenschafter Alexander Markovics zeigen. Die FPÖ hat sich von Jobbik bisher abgegrenzt, auch im Europaparlament hatte man Kooperationen mit der Rechtsaußenpartei gemieden. Dass der offizielle Besuch der jungen Jobbik-Delegation auf einen Kurswechsel der FPÖ hindeuten könnte, glaubt der Wiener Politikwissenschafter Bernhard Weidinger nicht: Jobbik war auf Burschenschaften-Einladung in Wien, und es sei "nicht davon auszugehen, dass das mit der FPÖ abgesprochen war", so Weidinger.

Der Besuch von Pegida-Frontfrau Festerling sei zwar ebenfalls auf Burschenschafts-Einladung erfolgt, doch gebe es hier mehr Anknüpfungspunkte mit der FPÖ. Diese habe sich von jeher "ein starkes Gegengewicht in Deutschland" gewünscht, so Weidinger. Pegida käme aus Sicht der Blauen – anders als die AfD – als direkter Partner zwar nicht infrage, da ihr der Parteicharakter fehle. Doch gebe es durchaus Kooperationen mit der FPÖ.

"Muss ich erst googeln"

Akademikerball-Veranstalter Udo Guggenbichler gibt sich auf Anfrage stets betont desinteressiert an der anwesenden Politprominenz. Er "erfahre immer erst aus den Zeitungen ein Jahr später, wer aller da war", so der Wiener Landtagsabgeordnete. "Dann muss ich die Namen erst googeln." (Maria Sterkl, 1.2.2016)