Kühe furzen und rülpsen. Alle 40 Sekunden. Mit bis zu 500 Liter Methangas am Tag belasten die Wiederkäuer das Klima. Außer es gibt phytogenes Futter aus Oberösterreich.

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Linz – Wenn das gemeine Rindvieh fein und vor allem gesund wiederkäuen will, kommt es an der kleinen oberösterreichischen Ortschaft Steyregg eigentlich nicht vorbei. Nicht dass dort die Wiesen saftiger wären als anderswo – aber seit rund 28 Jahren sitzt dort in altehrwürdigen, zum Schloss Steyregg gehörenden Gemäuern mit der Firma Delacon der weltweit größte Hersteller phytogener Zusätze für Tiernahrung.

Die speziellen Produkte für Rind, Schwein und Geflügel beinhalten unter anderem diverse Gewürze und ätherische Öle. Die Mischungen werden der Tiernahrung beigemengt und ersetzen antibiotische Wachstumsförderer. Die Leistung wird trotzdem gesteigert, etwa mit dem bisher einzigen von der EU zugelassenen Ferkelleistungsförderer auf Pflanzenbasis.

6000 Jahrestonnen

"Durch die Beigabe unserer phytogenen Futtermittelzusätze wird vor allem der Futterbedarf verringert, was sich einerseits als Kostenersparnis für den Bauern und andererseits als klimaschonend erweist. Die Reduktion des Ammoniak- und Methan-Ausstoßes liegt bei bis zu 50 Prozent und die CO2-Reduktion bei fünf Prozent", erzählt Delacon-Geschäftsführer Markus Dedl im STANDARD-Gespräch. Produziert wird ebenfalls am Standort Steyregg, zuletzt wurde um rund 1,5 Mio. Euro die Produktionsanlage erweitert, die Kapazität stieg damit von 2.000 auf 6.000 Jahrestonnen", so Dedl.

Hauptmarkt USA

Das Unternehmen ist international breit aufgestellt und mit 120 Mitarbeitern in rund 80 Ländern tätig. 17 Delacon-Niederlassungen gibt es derzeit in Europa, Russland, China, Indien, Malaysia, den Philippinen, den USA und Lateinamerika, 99 Prozent gehen in den Export. Der größte Einzelmarkt sei derzeit die USA, so Dedl. "Dort werden 20 Prozent der Schweine mit unseren Produkten gefüttert." In der EU betrage der Marktanteil bei Geflügel 25 Prozent, in Tschechien laufe es mit 60 Prozent besonders gut. Die Rohstoffe bezieht Delacon weltweit, aus Europa, aber auch aus typischen Gewürzländern wie Indien, China oder dem Iran, aber auch aus Skandinavien und Südamerika.

Den Schwerpunkt legt das Unternehmen vor allem auch auf die Forschung. "Wir müssen uns ständig weiterentwickeln. Unseren Kunden reicht es nicht, wenn wir ihnen versprechen, dass ihre Tiere dank Delacon-Futterzusätzen leistungsfähiger werden. Da muss man fundierte wissenschaftliche Studien auf den Tisch legen", erläutert Dedl. Gut zehn Prozent des Umsatzes investiert das Unternehmen daher in Forschung und Entwicklung.

Geforscht wird aber ausnahmsweise nicht in Oberösterreich. Im tschechischen Znaim betreibt Delacon eine Forschungsfarm, außerdem gibt es Kooperationen mit unabhängigen Instituten und Universitäten auf der ganzen Welt. Dedl: "Forschung und Entwicklung ist das Fundament für unsere breite Produktpalette. Da es regionale Unterschiede in der Fütterung gibt, ist es für uns wichtig, auch mit nationalen Partnern zusammenzuarbeiten."

Ob aber nicht ehrlicherweise jeder aufgedeckte Lebensmittelskandal – etwa Hormone und Antibiotika im Fleisch – zu "geheimen" Luftsprüngen im Delacon-Geschäftsführungsbüro führt? Dedl: "Nein, solch ein Missbrauch freut mich natürlich nicht. Aber Faktum ist: Wenn die Bestimmungen verschärft werden, steigt die Nachfrage bei unseren Produkten." (Markus Rohrhofer, 2.2.2016)