Natur Bismarck

Der Hering, der so heißt wie ein deutscher Reichskanzler, ist für gewöhnlich größer als der eingerexte Durchschnittsrusse. Ein echter Bismarck schmeckt auch mehr nach Meer als nach Essig. Somit stört es gar nicht, dass das natürliche Marinade-Habitat dieser Filets letztlich genauso gemüselos bleibt wie die Glaskugel eines Goldfisches. Fazit: unter allen Kandidaten der Fischigste im Heringstopf.

Bismarckheringe, offen, zum Beispiel bei Nordsee 8,42 Euro (24,90 Euro/kg)

5 von 6 Punkten

Foto: Lukas Friesenbichler

Saurer Elfin

Früher war einer ein Russ', wenn er als ausgewachsener Hering zierlich blieb und ausschließlich in den Meeren vor Russland gefangen wurde. Die Russen, die heute in den Essiggläsern von Elfin durch appetitliche Zwiebelringe schwimmen, verschweigen allerdings, aus welcher Gegend sie kommen. Klein, knackig und kaukasisch-hellhäutig sind die sauersten Tiere im Sample jedenfalls.

Russen von Elfin, 200 g im Glas, z. B. bei Spar 2,19 Euro (10,95 Euro/kg)

4 von 6 Punkten

Foto: Lukas Friesenbichler

Rückgrat Russe

Die vergleichsweise großen Russen von Hofer besitzen Rückgrat, ein paar Gräten zu viel und schon etwas bräunliches Fleisch. Da sie aus nachhaltiger Fischerei stammen, weiß man sogar ungefähr, wo sie erlegt wurden: irgendwo zwischen der westlichen Ostsee und dem östlichen Ärmelkanal. Ausgewogen im Geschmack, nicht zu sauer oder salzig, aber die Fischqualität: na ja.

Russen von Almare Seafood, 720 g im Glas, z. B. bei Hofer 1,99 Euro (2,76 Euro/kg)

3 von 6 Punkten

Foto: Lukas Friesenbichler

Aspik-Unfall

Das Lustigste an den Heringen in Gelee von Anker sind die beiden Friesennerz tragenden Zwillingsbrüder von Dieter Hallervorden, die auf der Verpackung abgebildet sind. Optisch erinnert das Produkt an überfahrenen Wal, der frisch aus der Schrottpresse kommt. Geschmacklich ist der süß-säuerliche Gelee-Kubus sowieso ein schlimmer Unfall. Immerhin: aus nachhaltigem Fang!

Hering in Gelee von Anker, 200 g im Blister, z. B. bei Billa 1,99 Euro (9,95 Euro/kg)

1 von 6 Punkten

(Sascha Aumüller, RONDO, 5.2.2016)

Foto: Lukas Friesenbichler