Wien – Österreich wird bei den Arbeitslosenzahlen in Europa weiter nach hinten durchgereicht. Davon geht die EU-Kommission in ihrer am Donnerstag aktualisierten Prognose aus. Die Arbeitslosenrate soll stärker als zuletzt erwartet steigen, heuer auf 6,2 Prozent, im kommenden Jahr dann auf 6,4 Prozent. Bisher ging die Kommission davon aus, dass die Rate 2017 auf 6,0 Prozent zurückgeht.

Die heimischen Forschungsinstitute Wifo und IHS sind mit Prognosen von 6,3 beziehungsweise 6,0 Prozent für das kommende Jahr etwas optimistischer. Behält die Kommission recht, würde Österreich nur mehr auf Platz acht in der EU kommen, derzeit liegt es auf Rang fünf. 2012 hatte Österreich noch die niedrigste Arbeitslosenrate in der gesamten Union.

Die Prognose für das Wirtschaftswachstum hebt die Kommission aber an. Österreichs Wirtschaft soll heuer um 1,7 Prozent wachsen, in der vorherigen Prognose waren es noch 1,5 Prozent. Damit wächst Österreich wieder genauso stark wie der Durchschnitt der Eurozone.

Die Arbeitslosigkeit steigt trotzdem, weil laut Kommission mehr ältere Menschen und Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt drängen werden. Schon im kommenden Jahr soll Österreich beim Wachstum mit 1,6 Prozent aber bereits wieder 0,3 Prozentpunkte unter dem Schnitt liegen.

Uneinigkeit als Gefahr

Die politische Zerrissenheit der EU im Umgang mit dem Flüchtlingsandrang könnte indessen die ohnehin schwache Konjunktur der Region gefährden, so die EU-Kommission in der Prognose. Würde man große politische Herausforderungen wie die Migrationsströme nicht erfolgreich meistern, könnte das Wirtschaftswachstum niedriger ausfallen als erwartet, schreibt die Kommission.

Dabei fährt die Behörde ihren Ausblick für das heurige Jahr ohnehin schon leicht zurück, statt 1,8 Prozent soll die Wirtschaftsleistung der Eurozone nur um 1,7 Prozent zunehmen. Damit würde sich die wirtschaftliche Situation dieses Jahr nur minimal verbessern, 2015 lag das Wachstum bei 1,6 Prozent. Derzeit unterstützten aber das billige Öl, der niedrige Euro und die tiefen Zinsen.

Noch dominiert laut Kommission aber ein anderer – positiver – Effekt: Die jüngsten Zahlen hätten gezeigt, dass das zu erwartende zusätzliche Wachstum aufgrund der Flüchtlinge bei 0,2 bis 0,3 Prozent für Europa liege, sagte EU-Kommissar Pierre Moscovici. "Es werden 0,5 Prozent für die Länder sein, die Flüchtlinge aufnehmen." Voraussetzung sei aber, dass Schengen nicht zerbreche.

Griechenland und Österreich besser

Positive Nachrichten hat die EU-Kommission für Griechenland. Statt des erwarteten Einbruchs stagnierte die Wirtschaft im Vorjahr, obwohl Banken für kurze Zeit zusperren mussten und Kapitalkontrollen eingeführt wurden. Die Reformen sollten für mehr Vertrauen sorgen und in der zweiten Hälfte des Jahres das Wachstum ankurbeln.

Über das Jahr gesehen soll die Wirtschaftsleistung trotzdem um 0,7 Prozent schrumpfen. Auch bei der prognostizierten Schuldenquote bessert die EU-Kommission nach: Sie soll heuer nicht wie im Herbst erwartet auf 200 Prozent steigen, sondern auf 185 Prozent. (sat, 4.2.2016)