Die Trapezkrabbe Goneplax rhomboides ist mittlerweile auch in der Nordsee heimisch.

Foto: Hans Hillewaert

Wilhelmshaven – Die ursprünglich aus dem Nordatlantik und dem mediterranen Raum stammende Trapezkrabbe Goneplax rhomboides hat sich an der Nordseeküste festgesetzt. Aufgrund gestiegener Wassertemperaturen breitet sich die invasive Spezies immer weiter aus – Untersuchungen legen allerdings den seltenen Fall nahe, dass einheimische Arten zumindest bisher nicht durch die gebietsfremde Krabbe bedroht werden.

Im vergangenen Dezember war die Nordsee so warm, wie nie zuvor – das ergaben Messungen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie. "Dieser Temperaturanstieg wirkt sich natürlich auch auf die Tierwelt der Nordsee aus", erklärt Hermann Neumann vom Senckenberg Forschungsinstitut in Wilhelmshaven. "Die Auswertung unserer Langzeituntersuchungen zeigen, dass sich die eingewanderte Trapezkrabbe Goneplax rhomboides als fester Bestandteil der Nordsee-Fauna etabliert hat."

Mehr als je zuvor

Ursprünglich ist der gelblich-rote Panzerträger mit den auffälligen Scheren im Nordatlantik und Mittelmeer verbreitet; seit gut 15 Jahren werden die Krabben aber auch vereinzelt in der Nordsee gesichtet. "In den vergangenen Jahren war es immer etwas Besonderes mal ein oder zwei Tiere im Fang zu haben. Bei meiner letzten Nordsee-Ausfahrt hatte man zum Staunen gar keine Zeit mehr – es waren so viele Individuen, dass wir nun definitiv von stabilen Populationen ausgehen können", erzählt Neumann.

Insgesamt waren es über 80 Individuen an knapp 50 Stationen, die der Meeresbiologe im Dezember aus dem Wasser holte. Der Verbreitungsschwerpunkt der Trapezkrabbe beschränkte sich dabei auf 12 Untersuchungsstationen und Wassertiefen zwischen 40 und 50 Metern in der Deutschen Bucht. Seit mehreren Jahrzehnten führt das Senckenberg Forschungsinstitut dort ökologische Langzeituntersuchungen durch, die die langfristige Untersuchung von Populationen eingewanderter Arten und auch die Konsequenzen für das Ökosystem ermöglichen.

Platz für Zuzügler

Obwohl das Vorkommen der Trapezkrabben so hoch wie nie zuvor in den deutschen Seegebieten ist, konnte das Wissenschafterteam allerdings bisher keine negativen Auswirkungen durch ihr Auftreten auf die heimische Tierwelt der Nordsee feststellen. "Es scheint, als gäbe es im Ökosystem der Nordsee noch ausreichend Platz für Neuankömmlinge", fasst Neumann die im Vorjahr im Fachjournal "Marine Ecology Progress Series" veröffentlichte Studie zusammen. (red, 5.2.2016)