Um Krebs frühzeitig zu erkennen, spielen Biomarker eine wichtige Rolle. Im Bild: die Verteilung von Immunzellen im Tumorgewebe.

Foto: CBmed

Graz – Um medizinische Behandlungen individuell auf Patienten zuzuschneiden, spielen Biomarker eine wichtige Rolle. Es handelt sich dabei um objektiv messbare biologische Merkmale wie Zellen, Gene, Enzyme oder Hormone, die auf krankhafte Prozesse im Körper hinweisen können. Sie ermöglichen das frühe Erkennen einer Erkrankung und eine individuell angepasste Therapie. Grundsätzlich sind Biomarker für die Diagnose seit langem bekannt, man denke etwa an die schon in der Antike praktizierte Harnanalyse.

Seit einigen Jahren läuft nun die Suche nach neuen Biomarkern für komplexe Erkrankungen wie etwa Krebs oder Alzheimer auf Hochtouren, weil man sich damit genauere Erkenntnisse des Krankheitsverlaufs und in der Folge bessere Behandlungserfolge erhofft.

In diesem globalen Wettlauf möchte das Grazer Forschungszentrum CBmed (Center for Biomarker Research in Medicine) bis 2030 zu einem weltweit führenden Zentrum der Biomarkerforschung im Bereich der personalisierten Medizin für Krebs, Stoffwechsel- und Entzündungserkrankungen werden.

Worauf sich diese ambitionierte Zielsetzung gründet? "Auf die Kombination innovativer Technologien mit international vernetzter Forschungskompetenz", sagte Thomas Pieber, wissenschaftlicher Leiter von CBmed. Einen Startvorteil bringen zudem die Kooperationen mit der umfangreichen Biobank der Medizinischen Uni Graz, an der seit 30 Jahren biologische Proben von Blut bis zu krankem und gesundem Gewebe für die Forschung gesammelt werden, sowie mit der in Graz beheimateten Zentrale des europäischen Biobanken-Netzwerks.

Anfang dieser Woche hat das 2015 als K1-Kompetenzzentrum gegründete Biomarkerforschungszentrum, das im Rahmen der FFG-Comet-Initiative von Wissenschafts- und Verkehrsministerium gefördert werden, eine weitere entscheidende Kooperation besiegelt: Die Firma Qiagen, ein internationaler Anbieter medizinischer Probenanalytik, wird die weltweit erste Komplettlösung zur Gensequenzierung an CBmed liefern. Damit können sämtliche Arbeitsschritte beim Next-Generation-Sequencing lückenlos miteinander verbunden werden, sodass die Überstellung der Proben in unterschiedliche Labors und die damit verbundene Gefahr verfälschter Ergebnisse wegfällt.

Da bei den neuen Verfahren in der Biomarkerforschung enorme Mengen an hochsensiblen medizinischen Daten anfallen, ist mit der Firma Kapsch auch ein Partner aus der IT-Branche im CBmed-Konsortium vertreten. Die IT-Experten bringen ihr Know-how bei der Verarbeitung von Big Data und Datensicherheit ein.

Drei neue Biomarker

Obwohl das im Eigentum der Medizinischen Unis Graz und Wien sowie der TU Graz, der Uni Graz, Joanneum Research und dem Austrian Institute of Technology befindliche Zentrum erst vor einem Jahr gegründet wurde, konnten bereits Projektverträge in der Höhe von neun Millionen Euro abgeschlossen werden. 21 Projekte unter anderem in der Krebsforschung laufen bereits.

Schon im ersten Jahr konnten die Forscher drei neue Biomarker zur Frühdiagnose von Krebs- und Stoffwechselerkrankungen identifizieren, ihre Patentierung steht kurz bevor. Um für wissenschaftlichen Nachwuchs im boomenden Feld der Biomarkerforschung zu sorgen, startet heuer ein PhD-Programm, und am 11. Februar findet in Graz die erste CBmed Biomarker-Konferenz statt. (grido, 14.2.2016)