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Althergebrachte Präferenzen von Männern und Frauen an ihre zukünftigen ParnterInnen haben sich besonders in gleichberechtigten Gesellschaften verändert. Diese Skulptur von Christoph Poeggeler steht in Düsseldorf.

Foto: EPA/MARTIN GERTEN

Eine Frau sollte möglichst jung und schön sein, ein Mann in erster Linie gut verdienen, dann klappt es mit der PartnerInnensuche heterosexueller Männer und Frauen. Ein veraltetes Klischee? Nicht, blättert man Frauenzeitschriften und Ratgeberliteratur durch, sagt Marcel Zentner, Professor am Institut für Psychologie der Universität Innsbruck. Sehr wohl aber zeige sich, dass diese traditionelle Vorstellung überholt ist, wenn man jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse zu Rate zieht.

Zentner hat genau das getan. Er und seine Kollegin Alice Eagly von der Northwestern University in den USA haben über hundert Studien aus unterschiedlichen Disziplinen und mehr als vierzig Ländern analysiert, die sich mit den Einflüssen auf die PartnerInnenwahl befassen. Ihre Conclusio: Je gleichgestellter eine Gesellschaft, desto weniger unterscheiden sich die Präferenzen von Männern und Frauen.

Männer legen mehr Wert auf Intelligenz

Konkret bedeutet das: In jenen Ländern, in denen das Weltwirtschaftsforum einen besonders hohen Grad an Gleichstellung verortet, ist es Frauen weniger wichtig, dass der Mann viel verdient und Männern, dass ihre Partnerin attraktiv ist, als in Länder, in denen die Gleichstellung weniger weit fortgeschritten ist. "Wir können hier sogar eine gewisse Rollenumkehr beobachten", sagt Zenter. "In Finnland legen Frauen bereits weniger Wert auf einen intelligenten Partner als Männer. In Deutschland sind häusliche Fähigkeiten für Männer etwas weniger wichtig als für Frauen."

Manche mögen es schon gehofft haben, für Zentner liefert seine Sammelstudie nun den wissenschaftlichen Beweis: "Das gängige Bild in Bezug auf die Wahl der Partner und Partnerinnen beruht auf Befunden aus den Sechziger- und Siebzigerjahren."

Rüttelt an evolutionsbiologischem Ansatz

Das Beispiel Philippinen zeige, dass auch tatsächlich in erster Linie der Grad der Gleichstellung der ausschlaggebende Faktor ist – und nicht etwa Kultur oder Religion: "Man würde es vielleicht nicht erwarten, aber auf den Philippinen spielen Frauen in Wirtschaft und Politik bereits eine entscheidende Rolle. Und auch dort zeigt sich, dass sich die Geschlechter in ihren Präferenzen bei der Wahl der Partner und Partnerinnen angeglichen haben."

In der Wissenschaft ist es eine bis heute verbreitete Theorie, dass Präferenzen evolutionsbiologisch festgeschrieben sind. Dass also Frauen Männer mit Ressourcen zum Großziehen der Kinder suchen und Männer Ausschau nach möglichst vielen fruchtbaren Partnerinnen halten. "Unsere Ergebnisse rütteln an den Grundfesten dieser Annahme", sagt Zentner.

Insgesamt ist Frauen dennoch Einkommen wichtiger

Seine Studie belegt nicht, dass Männern die Attraktivität ihrer Partnerin egal ist, sondern viel mehr, dass ihnen eine Reihe anderer Faktoren inzwischen wichtiger wurde – und Frauen bei der Partnerwahl im Gegenzug beispielsweise immer mehr Wert auf Äußerlichkeiten legen. Diese Angleichung könne man auch bei anderen Entscheidungsfaktoren wie eben Intelligenz, Bildung oder häuslichen Fähigkeiten beobachten.

Was sich aber bis heute zeige: Frauen hegen immer noch den größeren Wunsch nach einem Partner mit hohem Einkommen als Männer. "Das liegt daran, dass es die absolut gleichgestellte Gesellschaft noch nirgends gibt, auch nicht in den progressivsten Ländern", sagt Zentner. Für die Analyse hat er allerdings nur Studien herangezogen, die sich mit den Vorstellungen von langfristigen PartnerInnen beschäftigen. Für kurze Abenteuer gelten weiterhin andere Gesetze, stellt er klar. (Katharina Mittelstaedt, 10.2.2016)