Seit 2013 findet One Billion Rising am und rund um den 14. Februar statt.

Foto: Andrea Peller

Vor dem Parlament in Wien, 2015.

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Und One Billion Rising im Jahr 2014.

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Wien – Seit 2013 besetzen weltweit AktivistInnen am und um den 14. Februar singend und tanzend den öffentlichen Raum, um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren. Das Motto One Billion Rising, eine Milliarde erhebt sich, ergibt sich aus Zahlen der UN: Statistisch wird ein Drittel aller Frauen und Mädchen weltweit in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Dieses Jahr fokussieren die VeranstalterInnen vor allem auf die Probleme und Erfahrungen von geflüchteten Frauen.

Ein Viertel der Asylanträge in Österreich stammt von Frauen. Sie sind in Flüchtlingsheimen oder auf ihrer Flucht oft völlig ungeschützt, erklärte Ewa Dziedzic, Vorständin des Vereins One Billion Rising Austria (OBRA), am Freitagvormittag gemeinsam mit Ulrike Lunacek (Grüne Vizepräsidentin des EU-Parlaments), Sonja Ablinger (Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings), Maria Rösselhummer (Geschäftsführerin der Autonomen Österreichische Frauenhäuser) und Aiko Kazuko Kurosaki (künstlerische Leiterin von OBRA) den diesjährigen Schwerpunkt vor JournalistInnen.

Mehr Täterarbeit

Der Kampf gegen Gewalt auf europäischer Ebene benötige laut Lunacek dringend verbindliche Richtlinien. So müsse etwa die europäische Union als Union der Istanbulkonvention beitreten, und auch bei den Ratifizierungen gebe es Nachholbedarf. Zwar haben 25 von 28 Staaten die Konvention unterschrieben, ratifiziert haben sie aber bisher nur zwölf Staaten. Sowohl für Lunacek als auch für Ablinger steht fest, dass durch die sexuellen Übergriffe in Köln sexualisierte Gewalt die nötige Aufmerksamkeit bekam, "die Debatte darf aber nicht in einer Kampagne gegen Flüchtlinge enden", so Lunacek.

"Geht es um die Frauen oder um Asylverschärfungen – das war die Begleitmusik in der Debatte rund um Köln", meinte Ablinger. Es sei aber ein enorm wichtiges Signal für betroffene Frauen gewesen, dass es eine eindeutige Verurteilung der Täter gab und den Frauen geglaubt wurde.

Forderungen für mehr Unterstützung für Gewaltschutzeinrichtungen und vor allem für die Täterarbeit "liegen schon seit Jahren auf dem Tisch, nicht erst seit Köln", betonte Ablinger, die auch die Verschärfungen beim Familiennachzug kritisierte. Diese würden für Frauen die Möglichkeit verringern, sicher in ihr Zielland zu gelangen.

Eigenes Asylverfahren

Maria Rösslhumer forderte mehr Schulungen für MitarbeiterInnen in Erstaufnahmezentren, in denen derzeit vorwiegend Männer arbeiten würden. Sensibilisierung sei nötig, damit Gewalt an Frauen nicht unerkannt bleibt. Besonders schwierig sei für Asylwerberinnen zudem, Schutz vor Gewalt in Frauenhäusern zu finden. Einzig Tirol und Salzburg würden derzeit Asylwerberinnen umstandslos und ohne Sonderregelungen aufnehmen, so Rösslhumer. In Niederösterreich würden sie hingegen nur aufgenommen, wenn die betroffenen Frauen die Kosten selbst übernehmen. "Hier sind die Landesregierungen dringend gefordert, einheitliche Regungen zu schaffen", sagte die Gewaltschutzexpertin Rösslhumer. Von Gewalt betroffene Frauen sollten außerdem ein von ihrem Ehemann unabhängiges Asylverfahren erhalten.

Entwickelt hat sich die getanzte Kundgebung, die in Österreich am Sonntag an zehn unterschiedlichen Orten stattfand, aus der V-Day-Bewegung. Diese wurde von der US-amerikanischen Autorin und Aktivistin Eva Ensler ("The Vagina Monologues") ins Leben gerufen. Höhepunkt dieser Bewegung bildet der Aktionstag "V-Day" am 14. Februar, das V soll neben "Valentine" auch "Victory" und "Vagina" ins Zentrum der Aufmerksamkeit an diesem Tag rücken. (beaha, 13.2.2016)