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Foto: Reuters / Andreas Stapff

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Pro
von David Rennert

Zugegeben, schön ist anders. Gut möglich, dass eng anliegende Thermolauftights mit pludernden Shorts darüber modebewusste Augenzeugen zu einer Art Fremdschämvoyeurimus verleiten, der sich am puren Entsetzen labt. Aber ganz ehrlich: Wir Läufer sehen ohnehin komisch aus, im Winter ganz besonders.

Wir schwitzen trotz Kälte und Multifunktionsleiberln in atmungsaktiven Kunststoffjacken, tragen bizarre Hauben oder Stirnbänder mit Reflexionsstreifen auf dem Kopf und neuerdings meist neonfarbene Schuhe an den Füßen. Dass die meisten Läufer bei Minusgraden auch noch Thermoleggings auspacken, lässt konsequent modische Ansprüche hinter Funktionalität und individuellem Wohlgefühl zurücktreten. Wenn für Letzteres Shorts nicht fehlen dürfen, nur zu!

Das betrifft mutmaßlich Männer, die in ihrer Schulzeit Strumpfhosenmobbing zum Opfer fielen, weil die Mama Verkühlungen vorbeugen wollte, oder die sich dank großzügiger Anatomie allzu exponiert fühlen. Beides fast gleich gute Gründe. Und über den Laufsteg joggt ja eh keiner.

Kontra
von Franziska Zoidl

Beim Sporteln gibt es kein falsches Wetter – nur die falsche Ausrüstung. Und die falscheste aller Ausrüstungen besteht aus Shorts über Laufleggings. Weil: Wenn schon gegen den Strom schwimmen, warum nicht originell? Mit T-Shirt über der Laufjacke, verkehrt angezogenen Schuhen?

Manche wollen mit ihrer Kombi Problemzonen kaschieren – ohne Erfolg: Zwiebellook ist per definitionem nicht vorteilhaft. Andere behaupten, dass ihnen mit Hose über Hose nicht kalt werde – ein Problem, das man mittels Thermoleggings oder der guten alten Skiunterhose weitaus besser in den Griff kriegen könnte. Letztere sieht zwar auch nicht sexy aus, aber die muss wenigstens niemand sehen. Ein besonders hartnäckiger Verfechter des Trends: Männer, die sich weigern, in Leggings aus dem Haus zu gehen, aus Angst, es könnte ihnen jemand etwas wegschauen – und sich daher möglichst weite Shorts drüberziehen.

Das ist rätselhafterweise oft jene Spezies Mann, die bei den ersten Sonnenstrahlen ohne T-Shirt auf der Donauinsel trainiert. Aber das ist eine andere Geschichte. (RONDO, 18.2.2016)