397 Sätze, 2.950 Wörter aus 13.389 Buchstaben sind das Inventar des Museums R.

Foto: Günter König

Marbod Fritsch gestaltete das Museum R mit Sätzen aus dem Leben.

Foto: Günter König

Dornbirn – 397 Sätze mit 2.950 Wörtern geformt aus 13.389 Buchstaben umfasst das Museum R von Marbod Fritsch. Der Vorarlberger Künstler macht aus dem ORF-Landesstudio in Dornbirn ein temporäres Museum der Worte. Die Leihgaben dafür sammelte er über Aufrufe in Medien.

Zu sehen sind sie auf einem vier mal drei Meter großen Tableau, auf kleineren Drucken, die zugleich die Objekte des Museumsshops sind, und auf Worthülsen, halbtransparenten Kunststoffgebilden, die an überdimensionale Patronenhülsen erinnern.

Ein Gutteil der Wortspenden stammt von STANDARD-Leserinnen und -Lesern, die besonders rege dem Aufruf gefolgt sind, einen Satz einzusenden, der sie besonders berührt, geprägt oder beeinflusst hat. "Einen Satz, der Freude bereitet, der vielleicht Angst gemacht hat, einen Satz, den man immer wieder hören will oder den man nie wieder hören kann", hatte Fritsch in seinem Aufruf gesucht.

Rosinen und Fahrräder

Zitate und Lebensweisheiten wurden dem Museum geliehen, Banales, oft Gehörtes, Hintergründiges ist zu lesen. "Berührend und beeindruckend" ist für den Museumsdirektor das Ergebnis seiner Suche. Nie hätte er mit dieser Resonanz gerechnet, sagt Fritsch.

Schwarz auf Weiß oder Weiß auf Schwarz hat Fritsch die Schautafel mit einer Schrift aus ausschließlich vertikalen und horizontalen Elementen bedrucken lassen. Das Schriftbild wird zum Vexierbild, die Wörter verschwimmen, reihen sich wieder zu Sätzen. "Rosinen esse ich nur alleine" ist da zu lesen oder "Wer will mein Fahrrad schieben?".

Scheinbar Banales, das für Leihgeber oder Leihgeberin einiges ausgelöst hat im Leben. Wie der einfache Satz "Du hast einen Bruder". Museumsdirektor Fritsch kennt den Hintergrund dieses Sammelstückes: "Wenn man weiß, dass dieser Satz zu einem Mann in seinen 50ern gesagt wurde, kann man sich vorstellen, wie das sein Leben verändert hat."

Museum zum Mitmachen

Ein Besuch im Museum R ist eine kurzweilige Sache, man kann seine Phantasie spielen lassen. Raten, was denn wohl gemeint sei mit dem einen oder anderen Satz. Sich erinnern an ungeliebte Elternworte, sich ertappen bei Sprüchen, die man auch selber klopft, sich amüsieren und berühren lassen.

Das Museum R (von temporär und Rosebud, dem Schlüsselwort aus dem Film "Citizen Kane") kann man auch mit nach Hause nehmen, als Druck im Wohnzimmerformat oder Katalog. Und wer noch etwas ergänzen möchte: Es gibt Tafeln für Sätze, die unbedingt ihr Publikum finden sollten. (Jutta Berger, 18.2.2016)