Die Eurozone dürfte auch heuer nicht aus ihrem wirtschaftlichen Schlamassel kommen. Das ohnehin schwache Wirtschaftswachstum soll leicht zurückgehen, prognostiziert die Industrieländer-Organisation OECD. Die Wirtschaftsleistung soll um 1,4 Prozent zulegen, noch im November stand die Prognose bei 1,8 Prozent. Und das, obwohl der niedrige Ölpreis, der schwache Euro und die Politik der EZB das Wachstum eigentlich deutlich stützen sollten.

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Die Aussichten für die Euro-Wirtschaft sind düster, die OECD fährt ihre Prognose zurück.
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Damit reagiert die Denkfabrik auf den turbulenten Start ins Jahr an den Finanzmärkten und schwache Zahlen vom Ende des Vorjahrs. Der Streit in der EU um Flüchtlinge, Sparprogramme und der Aufstieg von extremen Parteien könnte das Wachstum noch weiter drücken, schreibt die OECD in ihrem Wirtschaftsausblick. Die Organisation sieht die Eurozone Gefahr laufen, in einem Kreislauf aus schwachem Wachstum und niedrigen Investitionen stecken zu bleiben. Sie fordert deshalb eine Beschleunigung von Reformen durch die Regierungen der einzelnen Länder. Der Juncker-Plan zur Ankurbelung der Investitionen lasse noch auf Ergebnisse warten.

Nachdem sich an den internationalen Finanzmärkten in den vergangenen Wochen der Pessimismus breit gemacht hat, zieht die OECD nach und fährt ihre Prognose für das globale Wirtschaftswachstum stark zurück. Statt ohnehin schwacher 3,3 Prozent Wachstum soll die globale Wirtschaftsleistung heuer nur mehr um drei Prozent zunehmen. Das ist derselbe Wert wie im Vorjahr, als die Wirtschaft so langsam wuchs wie seit fünf Jahren nicht mehr. Im Jänner hatte bereits der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose auf 3,4 Prozent nach unten korrigiert. Die OECD ist deutlich pessimistischer.

Brasilien in tieferer Krise

Für die USA rechnet die OECD mit einem halben Prozentpunkt weniger Wachstum (2,0 Prozent). Brasilien soll noch tiefer in die Rezession schlittern, die OECD erwartet einen weiteren Einbruch der Wirtschaftsleistung um vier Prozent. Vor einigen Monaten ging sie noch von einer deutlich milderen Rezession im Ausmaß von -1,2 Prozent aus. Brasiliens Wirtschaft ist bereits im Vorjahr um 3,8 Prozent geschrumpft und steckt in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise.

Ländern wie Brasilien, Russland oder die Türkei, in denen der Anteil an Schulden in Fremdwährungen hoch ist, könnte mit einer weiteren Abwertung ihrer Währungen noch Schlimmeres drohen. Je stärker die eigene Währung an Wert verliert, desto teurer wird die Rückzahlung einer Anleihe oder eines Kredits zum Beispiel in US-Dollar.

Mehr Reformen

Die Geldpolitik sollte weiter expansiv bleiben, bis sich die Inflationsraten in den einzelnen Ländern wieder den Vorgaben der Zentralbanken nähern, so die OECD. Sofern Länder Spielraum haben, sollen sie die niedrigen Zinsen nutzen und Geld in öffentliche Infrastrukturprojekte stecken, um das Wachstum zu stützen. Außerdem müsste sich die Politik wieder auf Reformen konzentrieren. In den Krisenjahren hätten die Bemühungen an Schwung gewonnen, der jetzt wieder verlorengehe. (sat, 18.2.2016)