Im Westen nichts Neues, im Osten dafür umso mehr. So lässt sich, leicht überspitzt, der neue Kurs der OMV auf den Punkt bringen. Österreichs größter Industriekonzern hat jahrelang über seine Verhältnisse gelebt. In Zeiten, wo das Fass Rohöl noch 100 Dollar und mehr kostete, konnte dies dank saftiger Margen verdeckt werden. Im Sog der Preistalfahrt Richtung 30 Dollar und tiefer ist der dünne Schleier endgültig weggeflogen. Jetzt zeigt sich, wie schief der Konzern tatsächlich steht. Ein Vergleich mit einem gewissen Turm in Pisa drängt sich auf.

Nun heißt es Schotten dichtmachen. Keine Expansion mehr in der Nordsee und Regionen, wo Öl und Gas zwar mit vergleichsweise wenig Risiko aus dem Boden geholt werden können, aber nur unter Einsatz immenser Mittel. Über solche verfügt die OMV schlicht nicht. Deshalb der geplante Ausflug nach Russland samt Abstecher an den Golf. Politisch sind zwar beide Regionen Pulverfässer; doch glaubt die OMV, das Risiko beherrschen zu können. Vor allem aber: Die Produktionskosten dort sind extrem niedrig.

Vor der noch vom vorigen General Roiss verantworteten Expedition in die Nordsee war die OMV auch hochriskant unterwegs – siehe Libyen, Jemen, Pakistan. Der vom jetzigen OMV-Boss Seele gepackte Strategiekoffer birgt wenig Überraschendes. Auf der einen Seite findet sich Notfallmedizin, auf der anderen etwas, das einer Altölsammlung ähnelt. Da wird wohl gehofft, dass viel recycelt werden kann. (Günther Strobl, 18.2.2016)