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Um über ein breiteres Spektrum der Sichtweisen im Aufsichtsrat zu verfügen, wünschen sich die Teilnehmer an der Studie mehr Frauen in diesem Gremium. Quoten, wie seit Jahresbeginn in Deutschland vorgeschrieben, werden aber nicht befürwortet.

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In Deutschland ist die Quote so definiert: Für Aufsichtsräte von Unternehmen, die börsennotiert sind und der paritätischen Mitbestimmung unterliegen, gilt eine Geschlechterquote von 30 Prozent. Es ist egal, auf welcher Seite die Frauen sitzen, sie können alle auf der Arbeitgeberseite sein oder auf der Seite der Arbeitnehmer.

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Mehr als die Hälfte der heimischen Aufsichtsräte sagen, dass sie effizienter arbeiten könnten. Verbesserte Vorbereitung und Einrichtung und Zugang zu virtuellen Datenräumen werden laut aktueller Umfrage von Kienbaum als dafür geeignete Mittel genannt.

Derzeit wenden Vorsitzende des Aufsichtsrats jährlich etwa 18 Tage plus vier Tage Weiterbildung für diese Funktion auf, Mitglieder des Gremiums rund acht Tage plus Weiterbildungstage. Fast alle geben an, dass der Aufwand für diese Tätigkeit stark oder sogar sehr stark gestiegen ist. Finanzdienstleister beschäftigen in diesem Zusammenhang erklärlicherweise die Fit-&-Proper-Tests sehr stark, insgesamt geben die Aufseher rechtliche, haftungstechnische Gründe an ebenso wie steigende Komplexität in den Marktumfeldern.

Quoten werden nicht befürwortet

Um über ein breiteres Spektrum der Sichtweisen im Aufsichtsrat zu verfügen, wünschen sich die Teilnehmer an der Studie mehr Frauen in diesem Gremium. Wobei die Vorstände dies deutlicher sagen als die Aufsichtsräte.

Quoten, wie seit Jahresbeginn in Deutschland vorgeschrieben, werden nicht befürwortet. Argumentiert wird mit Bekanntem, nämlich: Dann stehe ja nicht Leistung im Vordergrund, Quoten seien staatliche Eingriffe in unternehmerische Autonomie.

Bewegung ist aber da

In der EU ging die Forderung nicht durch, Deutschland ging voran: Für Aufsichtsräte von Unternehmen, die börsennotiert sind und der paritätischen Mitbestimmung unterliegen, gilt eine Geschlechterquote von 30 Prozent. Es ist egal, auf welcher Seite die Frauen sitzen, sie können alle auf der Arbeitgeberseite sein oder auf der Seite der Arbeitnehmer.

Studienautor Alfred Berger: "Grundsätzlich werden Frauenquoten negativ gesehen, und wenn, dann sollten sie bei 20 Prozent liegen." Die Abneigung gegenüber Quoten ist bei Produktionsunternehmen höher als in anderen Branchen. Berger: "Würden wir in Österreich eine Frauenquote von 30 Prozent in den Aufsichtsgremien einführen, sind die Studienteilnehmer der Ansicht, dass diese 2030 zu 100 Prozent erfüllt sein kann."

Mehr (fixes) Geld

Zurück zum gestiegenen Aufwand für Aufseher: 90 Prozent halten die Entlohnung für zu gering – vor allem im Mittelstand. Dem stimmt Kienbaum-Gehaltsexperte Berger zu. Derzeit liegt der Tagsatz bei ATX-Unternehmen auf rund 2800 Euro, im Mid-Market der Wiener Börse bei 900 Euro. Meist gibt es fixe Grundvergütung plus Ausschussgelder, auch variable Vergütungen sind noch im Markt, was Experten als ungünstig hinsichtlich der Unabhängigkeit der Kontrolleure werten.

Offenbar gibt es aber auch noch Professionalisierungsarbeit (und damit Geschäft für Berater): Nur zehn Prozent der Befragten geben an, dass ihr Unternehmen über Anforderungsprofile für die Vorstandsfunktionen verfügt. "Dieser Befund überrascht uns doch. Auf der einen Seite hört man überall, dass in die Vorstände mehr Diversity einziehen soll. Aber wie will ein Unternehmen einen Vorstand nach solchen Gesichtspunkten zusammensetzen, wenn es gar keine Anforderungsprofile für den Gesamtvorstand gibt?", fragt Berger. (Karin Bauer, 23.2.2016)